piwik no script img

Klage gegen Brokdorf doch rechtens: Schlappe für Energieminister Jansen

■ Zu hohe Strahlenbelastung nach Tschernobyl: Ging das AKW Brokdorf unrechtmäßig ans Netz?

Hamburg (taz) - Gegen das Brokdorf-Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg hat das Bundesverwaltungsgericht (BVG) auf Antrag des Klägers Karsten Hinrichsen Revision zugelassen. Damit kann nun höchstrichterlich geklärt werden, ob bei der Genehmigung eines AKWs die aus dem Unfall einer anderen Atomanlage herrührende zusätzliche Strahlenbelastung mitberücksichtigt werden muß. In seiner vor einem Jahr auf Antrag der schleswig-holsteinischen Landesregierung abgewiesenen Klage gegen das AKW Brokdorf hatte der Grünen-Politker Hinrichsen unter anderem mit der zusätzlichen radioaktiven Belastung durch Tschernobyl argumentiert. Während das Lüneburger OVG die Bedeutung derartiger Störfall-Emissionen für die Betriebsgenehmigungen von AKWs bisher konsequent verneinte, hat das Verwaltungsgericht Regensburg im Prozeß gegen das AKW Isar II diese Frage gegenteilig beurteilt. Kläger Hinrichsen in der Zulassung der Revision zwar eine „Schlappe für den schleswig-holsteinischen Energieminister Günter Jansen“, als großen Erfolg für seine Sache mag er sie aber noch nicht verbuchen. Nach seiner Einschätzung will sich das BVG lediglich die Möglichkeit verschaffen, „die Atomgesetzsprechung auf eine einheitliche Basis zu stellen“. Energieminister Jansen (SPD) hat die Entscheidung des BVG inzwischen begrüßt. Peinlich für den Kieler „Ausstiegsminister“: Er hatte nicht nur beim Lüneburger OVG eine Zurückweisung der Klage beantragt, sondern den Grünen auch öffentlich dazu aufgefordert, seine Klage zurückzuziehen, da sie ohne Aussicht auf Erfolg sei. Hinrichsen will seine Entscheidung über die Revision deshalb unter anderem auch davon abhängig machen, ob Jansen seinen Antrag auf Abweisung der Klage zurückzieht.

Gabi Haas

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen