: Warnung an Hussein: „Israel ist nicht Kuwait“
■ Israel betont rote Linien in Jordanien und freut sich, daß die Auseinandersetzung um die Intifada auf Eis gelegt ist
Sobald Truppen Saddam Husseins in Jordanien auftauchen, will Israel gegen den Irak kämpfen. Das erklärte Verteidigungsminister Mosche Arens am Dienstag in der Knesset. Mosche Shahal von der oppositionellen Arbeiterpartei verlangte, daß die Regierung unter Ministerpräsident Jizchak Schamir (Likud) eine Warnung nach Bagdad schickt, sich nicht mit Israel einzulassen. „Euer Problem mit der arabischen Welt, das ist eure Sache und geht uns nichts an. Aber wer sich mit uns einläßt, der soll wissen, daß wir hart zurückschlagen. Saddam Hussein soll wissen, daß im Irak ein Holocaust droht, denn Israel ist nicht Kuwait“, sagte Shahal an die Adresse der irakischen Führung. Er warnte, Hussein wolle die arabische Welt für eine neue Strategie gewinnen - eine Ostfront gegen Israel zu bilden und dann loszuschlagen.
Israelische Kommentatoren wiesen darauf hin, daß die Regierung dem Irak heute nicht mehr wie während des Golfkrieges gestatten werde, den jordanischen Hafen Aqaba als Durchgangsstelle für Waffenimporte zu nutzen. Arens Warnung, gegen den Irak zu kämpfen, falls die „roten Linien“ in Jordanien verletzt werden, muß auch als Warnung an König Hussein gelten. Der jordanische Monarch behandelt den Irak nach israelischer Auffassung viel zu freundlich.
Die israelische Führung hätte gerne eine gewichtigere Rolle bei dem internationalen Aufmarsch gegen den Irak gespielt und eine Aufgabe übernommen, die dem vielgepriesenen strategischen Abkommen mit Washington entspricht. Doch derweil parkt Israel, das immer betont, die stärkste militärische Macht in der Region zu sein, mit der die USA immer rechnen können, nur auf einem Nebengleis, wo es allerdings eine strategische Reserve darstellt.
Positiv wird registriert, daß die Palästinenserfrage wieder auf Eis liegt, weil es dringlichere Krisen im Nahen Osten gibt. Doch die führenden israelischen Politiker hätten in dieser Situation gerne gesehen, wenn das strategische Bündnis mit den USA betont worden wäre: Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, zu demonstrieren, daß dies die Hauptsache ist und nicht das „künstlich hervorgehobene Scheinproblem“, nämlich der Konflikt mit den Palästinensern. Es wäre eine Möglichkeit gewesen, zu zeigen, daß die zentralen Aufgaben ganz woanders liegen, in der gemeinsamen Front gegen arabische Aggressoren und der Bekämpfung des Terrorismus, diesmal verkörpert in der Person Saddam Husseins.
Doch an solchen Gemeinsamkeiten war die US-Administration zu diesem Zeitpunkt wenig interessiert. Israel gilt als treuer Verbündeter, auf den man sich verlassen kann. Die Regierung in Jerusalem wurde bislang nicht aufgefordert, sich an einem eventuellen militärischen Schlag gegen den Irak zu beteiligen. Ein Sprecher der US-Administration wies am Dienstag darauf hin, daß eine israelische Teilnahme an einer militärischen Aktion gegen den Irak soviel Widerstand bei den arabischen Freunden der USA am Golf auslösen würde, daß Washington daran gar nicht denken könne. „Für die arabischen Staaten ist es hart genug, daß sie mitwirken sollen, wenn die Amerikaner militärisch gegen den Irak intervenieren. Israel - das wäre wirklich zuviel für die Araber“, meinte ein Experte, der gestern in den israelischen Medien zitiert wurde.
Aus Tel Aviv Amos Wollin
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