Ein harter Brocken für Rassisten

■ „In der Hitze der Nacht“ mit Sidney Poitier, 3sat, um 22.25Uhr

Schwarze Darsteller fanden in der US-Filmindustrie Beschäftigung vorwiegend als Klischeefiguren. Bevor schwarze Regisseure wie Malvin van Peebles, Ossie David oder Gordon Parks erstmalig Majorproduktionen drehen konnten, die mit dem tatsächlichen Leben der Schwarzamerikaner zu tun hatten, bevor die „blaxploitation pictures“ den emanzipierten Anspruch zugunsten wüsten Actionepen vernachlässigten, durfte der Renommierneger Hollywoods, Sidney Poitier, in der Rolle des Virgil Tibbs zeigen, daß der Schwarze an sich nicht zwangsläufig dumm ist.

Speziell dem Publikum in den Südstaaten warf Hollywood mit diesem Film einen harten Brocken hin - Tibbs ist intelligent, hochgebildet, tüchtig im Beruf und noch dazu von unmenschlicher Langmut. Er landet in einem Südstaatenkaff namens Sparta und will dort eigentlich nur umsteigen. Schwarze im Maßanzug und mit gefüllter Geldbörse gelten in dieser Gegend als Exoten, und so wird er ohne langes Federlesen als Mordverdächtiger abgeführt. Entsprechend verdutzt sind die uniformierten Trampel, als sich herausstellt, daß der Gefangene der eigenen Zunft angehört - er ist Kriminalbeamter. Widerwillig hilft er dem unsympathischen, hoffnungslos überforderten Polizeichef des Ortes bei der Aufklärung des Mordfalls. Einigen Kleinstadtbewohnern paßt es allerdings überhaupt nicht, daß ein Schwarzer ihnen plötzlich Anweisungen geben darf...

Harald Keller