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Treuhand soll für August nur noch 11,5 Milliarden zahlen

■ Nach Konkursen und Entlassungen: DDR-Betriebe brauchen weniger Kredite

Berlin (afp/dpa/ap/taz) - Der von ehemaligen volkseigenen Betrieben der DDR angemeldete Liquiditätsbedarf zur Überbrückung ihrer Zahlungsschwierigkeiten ist nach Angaben der Treuhandanstalt im August mit 11,5 Milliarden DM nur noch halb so groß wie im Juli. Für September sei ein weiterer Rückgang um 20 bis 30 Prozent zu erwarten, sagte der DDR-Staatssekretär Günter Krause (CDU) am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit dem Treuhand-Chef Reiner Gohlke in Berlin. Nachdem im Juli allen Antragstellern pauschal 41 Prozent der beantragten Summe - insgesamt 23 Milliarden Mark - als Überbrückungshilfen gezahlt worden waren, sollen im August Einzelprüfungen vorgenommen werden. 50 Prozent des angemeldeten Bedarfs sollen als Abschlag sofort gezahlt werden. Die restliche Hälfte soll nach der Antragsprüfung in zwei Raten erfolgen. Ziel sei diesmal, alle begründeten Anträge 100prozentig zu befriedigen.

Nach den Worten Krauses werden nur noch 6.000 Betriebe im August Anträge stellen, gegenüber 8.000 im Juli. Daß 2.000 Unternehmen weniger um Hilfen nachsuchten, könne nicht allein mit Konkursen oder dem Gesundschrumpfen durch Entlassungen abgetan werden. Krause verwies darauf, daß viele andere Finanzierungsmöglichkeiten, die im ersten Staatsvertrag vorgesehen sind, noch bei weitem nicht ausgeschöpft sind. An Zuschüssen für RGW-Exporte, für die zwei Milliarden eingeplant sind, seien erst 60 Millionen an die Autoindustrie gezahlt worden.

Gohlke kündigte an, daß in Kürze auch die ersten ehemaligen volkseigenen Großbetriebe privatisiert werden sollen. Insgesamt werde jetzt ein Rhythmus von zwei bis drei Privatisierungen pro Woche erreicht.

Für rund 26.000 ArbeitnehmerInnen des Chemiewerkes Leuna hat am Montag Kurzarbeit begonnen, nachdem sie auch im Nachbarbetrieb Buna eingeführt wurde. Auch für etwa 12.000 Beschäftigte von Carl Zeiss in Jena gibt es seit Montag Kurzarbeit für jeden dritten Beschäftigten. Die Wirtschaftslage hat sich auch im Küstenbereich der DDR zugespitzt, wo Schiffbau und Seeverkehr dominieren. Derzeit gibt es in 534 Betrieben Entlassungen und Kurzarbeit. Unter den Arbeitslosen befinden sich 2.200 junge Leute unter 20 Jahren.

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