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Leipzig 1945-1950

■ Fotografien von Karl Heinz Mai

Mai, Jahrgang 1920, hat sich als junger Mann das Fotografieren selbst beigebracht, wurde im Krieg so schwer verwundet, daß ihm beide Beine amputiert werden mußten, und warf sich trotzdem oder gerade deshalb, als er nur noch im Rollstuhl sitzen konnte, ganz aufs Bildermachen und dokumentierte die Zerstörung seiner Heimatstadt Leipzig. Da einesteils das Herumfahren mit dem Rollstuhl anstrengend war, andernteils Filmmaterial teuer und kostbar, machte er sich sowohl jeweils genaue Fahrpläne für den Tag als auch jeweils nur ein Bild pro Motiv und gab die Filme zum Entwickeln und Abziehen weg. Das, was aber schon von vornherein scheinbar gegen die Qualität der Bilder spricht, belegt - schaut man sie an - dann gerade das Gegenteil: die absolute Sicherheit seines Blicks. Geduldigen SchauerInnen fällt vielleicht auch die herstellungsbedingte leichte Untersicht der Perspektive auf.

Die Bilder des später in Vergessenheit geratenen Fotografen Mai sind derzeit und noch bis zum 9. September in der Galerie Voller Ernst zu besehen, Innsbrucker Straße 37, Berlin 62 jeweils Di. bis So. von 12 bis 19 Uhr.

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