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Kirchner unter Stasi-Verdacht gefeuert

■ Der Generalsekretär der Ost-CDU wird aufgrund eines Berichts im 'Stern‘ seines Amtes enthoben

Berlin (taz/dpa) - Die DDR-CDU hat ihren Generalsekretär Martin Kirchner gestern mit sofortiger Wirkung von seinem Amt entbunden. Die Partei reagierte damit auf eine Veröffentlichung des Hamburger Magazins 'Stern‘, in der dem 41jährigen Politiker vorgeworfen wird, er habe bis zur Wende fünfzehn Jahre lang Spitzeldienste für den ehemaligen Staatssicherheitsdienst geleistet. Das Magazin stützt seine Vorwürfe auf eidesstattliche Erklärungen zweier ehemaliger Stasi-Mitarbeiter, die sich als frühere Führungsoffiziere Kirchners ausgeben.

Kirchner, der bis zu seiner Wahl zum CDU-Generalsekretär Oberkirchenrat in Eisenach war, soll kontinuierlich Interna aus der thüringischen evangelischen Landeskirche an die Stasi weitergegeben haben.

Stasi-Vorwürfe gegen Kirchner hatte es bereits im März dieses Jahres gegeben. Der hessische Verfassungsschutz hatte damals von einem Stasi-Überläufer eine Liste mit 23 angeblichen Spitzeln erhalten, auf der neben dem ehemaligen Vorsitzenden des Demokratischen Aufbruchs, Wolfgang Schnur, auch Kirchner verzeichnet war. Schnur hatte unmittelbar vor den Volkskammerwahlen seine Arbeit für die Stasi eingestanden. Der Verdacht gegen Kirchner war dann nicht weiter erhärtet worden. Kirchner gilt als Vertrauensmann führender Politiker der West-CDU, wie Walter Wallmanns und Volker Rühes.

Aus CDU-Kreisen hieß es gestern, man habe „mit großer Betroffenheit“ auf die Veröffentlichung des „Stern“ reagiert und Kirchner „bis zur Klärung der Vorwürfe“ seines Amtes enthoben. Er wurde von der Ostberliner CDU-Zentrale über seine Entlassung informiert.

Kirchner wies gestern, wie schon im März, die Vorwürfe zurück: „Das trifft nicht zu. Man ist es irgendwann leid, immer wieder auf Wiederholungen eingehen zu müssen.“ Es habe allerdings in der Vergangenheit Kontaktgespräche gegeben, wie sie bei Kirchenleuten üblich gewesen seien. Auf die Frage, ob er selbst zu der Gruppe von 40 Volkskammerabgeordneten zähle, die im Verdacht stehen, früher für die Stasi gearbeitet zu haben, sagte Kirchner, er habe darüber keine Mitteilung bekommen.

Nach Angaben des 'Stern‘ war Kirchner einer der bestbezahlten „Inoffiziellen Mitarbeiter“ der Stasi für den Bereich der evangelischen Kirche. Er habe unter den Decknamen „Körner“, „Franke“ und „Hesselbart“ als „einer der bedeutsamsten Inoffiziellen Mitarbeiter“ der Stasi innerhalb der Landeskirche Thüringen agiert. Bis Ende der siebziger Jahre habe der heute 41jährige eine „Aufwandsentschädigung“ von 300 Mark monatlich erhalten, 1986 sei Kirchners „Stasi -Gehalt“ auf 1.000 Mark im Monat erhöht worden. Drei Jahre später sei die monatliche Zuwendung dann noch einmal auf 1.500 Mark aufgestockt worden.

eis

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