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Balsam für Sportlerbeine

■ Sportbodenhersteller startet PR-Offensive mit einem Großaufgebot an willfähriger Sportprominenz

PRESS-SCHLAG

Ob beim Tennis-Grand Prix in Key Biscayne, bei der Hockey-WM in Pakistan oder bei den Fußballern im ostwestfälischen Verl - überall wird auf Bodenbelägen der Balsam AG aus Steinhagen bei Bielefeld gespielt. Der letzte Coup der Bodenspezialisten: für Olympia 1992 in Barcelona baut die Firma drei Hockey- und 16 Tennisplätze, komplett bis zum Schiedsrichterstuhl. Die drei Millionen DM, die das Unternehmen dafür kassiert, nehmen sich bei einem Jahresumsatz von 280 Millionen, davon 70 Prozent im Ausland, eher bescheiden aus. Um so größer ist der Prestigewert, der lukrative Nachfolgeaufträge erwarten läßt.

Der Aufschwung des mittlerweile weltweiten Branchenführers, 1965 von einem gewissen Friedel Balsam gegründet, ist beachtlich; zweistellige jährliche Zuwachsraten sind selbstverständlich. Allein für gewöhnliche Tennisplätze liefert man pro Jahr 50.000 Tonnen Ziegelmehl. Auf Tennisspezialbelägen können Graf, Becker & Co. dagegen in Key Biscayne (auf Laykold) und Barcelona (auf Duratenn) ihre Schmetterbälle plazieren. Dazu kommen zahlreiche Hockey- und Leichtathletikanlagen.

Enttäuschend für die Balsam-Leute war nur, daß der wirtschaftliche Erfolg nicht von entsprechender Medienpräsenz begleitet war. „Es ist traurig, daß uns keiner kennt“, jammerte PR-Chef Seemann noch vor einem Jahr. Das soll jetzt anders werden. Angeregt durch den Wunsch, „den Sportlern eine sinnvolle Gegenleistung für deren tatkräftige Unterstützung bei der Produktentwicklung zu bieten“ schuf die Firma „eine Institution zur Förderung des Sports auf nationaler und internationaler Ebene“.

Flugs wurde aus der örtlichen Schulaula eine „Sports Academy“, in der sich Stars wie Carlo Thränhardt und Heide Rosendahl-Ecker neben DLV-Funktionären Gedanken um die Zukunft der deutschen Leichtathletik machten.

Sportartbedingt etwas nobler ging es bei einer ähnlichen Diskussion („Was kommt nach Steffi und Boris?“) zum Thema Tennis zu. Die Lokalpresse monierte schließlich, daß sich die Zuhörerinnen und Zuhörer überwiegend am üppigen Buffet verlustierten, anstatt den Ausführungen von Bundestrainer Niki Pilic und Sportschau-Chef Heribert Faßbender zu lauschen. Ob sie dabei wirklich viel Neues versäumten, blieb offen.

Der Tenor der Leichtathletik-Diskussion ging stets in die gleiche Richtung. Bessere Trainingsbedingungen durch Kunststoffböden mehr Goldmedaillen. „Wenn es der deutschen Leichtahthletik gut geht, kann es Balsam nicht schlecht gehen“, faßte der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Helmut Meyer, die Diskussion treffend zusammen.

Neben den traditionellen Bereichen Tennis und Leichtathletik gehen die Aktivitäten des Unternehmens inzwischen auch zum Hockey und Fußball. Für die Hockey -Kunstrasenplätze rührt kein Geringerer als Nationalmannschaftsstar Stefan Blöcher, der bei Balsam inzwischen fest angestellt ist, die Werbetrommel.

Ein wohl eher langfristig interessantes Produkt könnte der Kunstrasen „Astroturf“ werden. Erst kürzlich hat die technische Kommission der FIFA eine Empfehlung zugunsten des Steinhagener Produktes gegeben. Trainer-Globetrotter Rudi Gutendorf „soll Astroturf hoffähig machen“, so PR-Chef Seemannn. In den Promo-Videos für die Kunstrasenplätze, die bis zu 800.000 Mark pro Stück kosten, tauchen auch bekannte Fußball-Lehrer wie Otto Rehhagel und Arie Haan auf.

Der Fußballfreund mag sich trösten. Wenn dereinst die Spielkunst eines Netzer oder Beckenbauer längst vergessen ist, wird er afrikanische Ballzauberer auf Kunstrasen aus deutschen Laboratorien im WM-Finale bewundern können.

Roger Krenz

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