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Der Laserstrahl erobert die Schlafzimmer

■ Schnarchsäcke aller Länder - eure Rettung ist da

Die Rettung ist da. Millionen getrennter Schlafzimmer können wiedervereinigt werden. Geschiedene Ehen dürfen in aller Stille neu anfangen. Nachbarn, die Polizeikommandos ins Haus geholt, sich mit Ruhestörungsklagen überzogen und endlich durch nächtliche Gewehrschüsse final bekriegt hatten, dürfen die Hand zur Freundschaft über die Koniferen-Hecke reichen. Eine der schlimmsten Geißeln der Menschheit, nervtötender Unfriedensstifter in Krankenhäusern, Knästen, Mädchenpensionaten, Bundeswehrstuben, Parlamenten und unzähligen anderen Schlafräumen scheint besiegt: Das Schnarchen! Wer jemals an der Seite eines das Gaumensegel heftig malträtierenden Menschen genächtigt und gewacht hat, weiß, wovon hier die Rede ist.

Die frohe Kunde kommt aus Frankreich. Dort ist - eher zufällig denn beabsichtigt - ein großer medizinischer Sieg errungen worden. Im bescheidenen Foch-Krankenhaus von Suresnes machte Dr.Yves-Victor Kamani eine ungeheuerliche Beobachtung. Nachdem er mehrere Patienten wegen chronischer Angina mit einem Kohlendioxid-Lasergerät behandelt hatte, stellte er fest, daß seine Patienten nicht nur von der Angina befreit waren, sondern auch, sofern sie zuvor davon befallen waren, vom Schnarchen. Kamani hatte durch den Lasereingriff an den Mandeln die Gaumenbögen erweitert. Diese Gaumenbögen verdicken sich mit zunehmendem Alter, verengen den Luftweg und versetzen so das Gaumensegel mit seinem Zäpfchen zu Schwingungen. Damit ist jenes geräuschvolle Atemholen umschrieben, das gemeinhin als Scharchen bezeichnet wird.

Nach neuesten medizinischen Erhebungen schnarcht rund die Hälfte aller über 50 Jahre alten Erdenbürger. Doch ihnen kann jetzt geholfen werden. Die Erfolgsrate des Laser -Eingriffs von Suresnes soll bei 80 Prozent liegen. Und: In nicht mehr als zehn Minuten soll der Gaumenbogen fachgerecht auf maximale Luftdurchlässigkeit gelasert sein. Bislang war dazu eine von vielen Schnarchern gescheute richtige Operation notwendig, bei der das Gaumenzäpfchen verkleinert wurde. Das Laserskalpell arbeite dagegen viel schonender und vor allem risikoärmer, schwört Dr.Kamani. „Meine Methode funktioniert so, als würde eine Karotte mit einem Lasergerät abgeraspelt“, erklärte der Arzt anschaulich seine neue Technik.

Mit der neuen Laser-Methode wäre vor allem jenen unzähligen Familienrichtern geholfen, die sich immer wieder mit unzumutbarem Schnarchen als - weithin anerkannter Scheidungsgrund befassen müssen. Künftig heißt es hier: Zehn Minuten Karottenschälen, und die Sache ist erledigt.

dpa/taz

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