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Das Phänomen Droge

■ Antiprohibitionisten fordern Legalisierung

Die derzeit mit und um die Drogen betriebene Politik hat ein soziales Phänomen konstruiert, das man „Drogen“ nennt. Die verschiedenen Rauschgifte selbst erzeugen dabei weder Kriminalität noch Gewalt, Korruption oder Geldwäscherei, keine Kriege und keine Attentate: All dies entsteht erst durch „die Droge“ als Produkt einer bestimmten Politik.

Diese Politik heißt Prohibitionismus, der Begriff aus der Zeit des Alkoholverbots in den USA paßt hier genau. Dem setzen wir den Antiprohibitionismus entgegen. Das heißt: Schluß mit „der Droge“ als Vehikel der Politik, wenden wir uns statt dessen „den Drogen“ selbst zu. Das Problem wird so zur medizinischen, häufiger noch zur sozialen Frage, nämlich der, wie man die Ursachen für den Drogenkonsum beseitigen kann. Damit meinen wir nicht Liberalisierung: die Freiheit des Drogenkonsums und -verkaufs existiert ja tatsächlich. Wer Rauschgift sucht, bekommt es, der Handel damit ist so frei wie mit keinem anderen Produkt - rund um die Uhr und bis in die Gefängnisse und in die Schulen. Wir wollen statt dessen die Kontrolle des Verkaufs durch die Institutionen, nach genauen Gesetzen, und sprechen daher von Legalisierung, nicht von Liberalisierung.

Das bedeutet, daß sämtliche mit Drogen zusammenhängenden Produktions- und Verteilungsschritte geregelt, von den Institutionen überwacht werden - all das, was bisher ausschließlich von kriminellen Organisationen getätigt wird. Dabei muß es unterschiedliche Vorschriften geben je nach den einzelnen Substanzen - Haschisch und Marihuana z.B. kann in Tabakläden verkauft werden, weil das viel leichtere Drogen sind als z.B. Alkohol oder Tabak, Drogen, die Hunderttausende umbringen. Für sogenannte harte Drogen wie Heroin und Kokain muß, zumindest für eine gewisse Zeit, Rezeptpflicht gelten. Wichtig ist, daß bei alledem nicht mehr das Strafgesetz angewandt wird, denn genau das hat die verheerenden Folgen gezeitigt, die wir alle kennen.

Marco Taradash

Der Autor ist Mitbegründer der italienschen Antiprohibitionsbewegung

und sitzt für die Gruppe im Europaparlament.

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