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Hier Zeichnung Magischer Name Schaf

■ „Der kleine Prinz“, Puppenspiel von D. Heinichen

Den kleinen Prinzen lernte ich kennen bei meiner Leihtante Ellen. Man wollte mich, ich war fünf, na gut, sechs, aber bestimmt nicht sieben, beschäftigen. Also ich war ehrlich enttäuscht, man weiß ja in dem Alter noch nichts von der Kontemplation einsamer Aufklärungsflieger auf einsamen Nachtflügen und Notlandungen in Wüsten gleich unter Sternen. Außerdem: dieser komische Hut da, der sollte eine Schlange sein, die einen Elefanten verschluckt haben sollte? Nicht mit mir.

So begann meine Geschichte mit dem kleinen Prinzen. Später dann, als sogenannte Erwachsene, trifft man den kleinen Prinzen wieder und erkennt als endlich Verkomplizierte selbstverständlich seinen Wert: die großen Wahrheiten im Kleinen, die Bedeutung des Einfachen, das Leben der Gegenstände und der Tiere mit den magischen Namen Rose, Schaf, Fuchs. Sofort will man sein Leben ändern, klasse Vorsätze. Bis man Detlef Heinichens kleinen Prinzen im Theatrium gesehen hat.

Da sitzt ein Mann an einem Tisch und spielt mit Puppen. Und spricht in Puppenzungen. Zuerst ist er allein auf dem Bühnchen: der notgelandete Antoine de Saint-Exupery als Detlef Heinichen in einer französischen Kneipe. Aber dann holt er den Koffer und aus dem Koffer: den kleinen Prinzen. Der ist ein bleu-ummänteltes Püppchen, das wird an einem Ring im Nacken auf dem Tisch spazierengeführt und spricht halb normal, halb salomonisch. Und dann kommen all die andern: Der Befehle-König, der mit den Stab-Händen redet und den Kopf so lachhaft schwerwiegt; der zierliche Eitle auf dem Ständerchen, der aussieht wie ein Korkenmännchen und sich die Hand küßt, pf; der Säufer, der im Bierglas wohnt; der sysiphusselige Laternenanzünder auf der Schaukel in der Wohnzimmerstehlampe; der Geograph auf dem Zirkel: sssttt mißt er die Erde auf dem kleinen Holztisch ab. Ach, und der Fuchs, der ein wenig in Gefahr gerät zu weinen, weil er sich hat zähmen lassen. Und die hypochondrisch näselnde Vierdorn -Rose. Und Detlef Heinichens vergißmeinnichtblaue Augen über all seinen Puppenköpfen, die man nicht vergißt, und die behend rührende Stimme. Da gerät man in füchsische Gefahren! Heute z.B. um 20 Uhr. clak

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