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Schamirs verbaler Präventivschlag

Tel Aviv (taz) - Aufsehen erregte in den letzten Tagen eine Ansprache des israelischen Ministerpräsidenten Jizchak Schamir vor einer amerikanischen Delegation des United Jewish Appeal (einer der großen Geldsammler für Israel): „Die Aufgabe Israels ist es jetzt, Krieg zu vermeiden oder einen Präventivschlag durchzuführen. Sollten - und da sei Gott vor - diese beiden Mittel scheitern und dann nichts anderes übrigbleiben, müssen wir im Krieg rasch und entscheidend siegen.“ Schamir erklärte, daß wir uns jetzt dem Höhepunkt der Golfkrise nähern. „Aus verständlichen Gründen sind wir in Israel nicht direkt verwickelt. Wir beobachten die Ereignisse jedoch sehr genau und sind gegenüber jeder Entwicklung gewappnet. Es gibt Elemente in der Region, die uns in eine bewaffnete Konfrontation treiben wollen. Was wir brauchen, sind gute Nerven, Geduld und volle Einsatzbereitschaft. Jeder Staat in der Region weiß: wer es wagen sollte, unsere Entschlossenheit und unser Potential auf die Probe zu stellen, muß einen ungeheuer hohen Preis zahlen.“

Schamir hob hervor, daß „die strategische Zusammenarbeit zwischen Israel und den USA weiterhin von großem Interresse für beide Teile ist. Der jetzige Konflikt wäre viel gefährlicher, wenn Israel im Jahre 1981 die nuklearen Installationen im Irak nicht zerstört hätte und Saddam Hussein zusätzlich zu den Raketen und chemischen Waffen heute auch über ein Nuklearpotential verfügen würde.“ Weiter erklärte Schamir, die PLO habe sich als Feind der Koexistenz und des Friedens mit Israel erwiesen. „Deshalb haben wir auch weiterhin mit der PLO nichts zu tun und werden nicht mit ihr verhandeln.“ Andererseits ist Israel weiterhin bereit, einem Frieden zuzustimmen, der den Palästinensern eine „Grundlage für eine anständige Koexistenz bietet und gleichzeitig Israels Sicherheit garantiert“. Solange es nicht-demokratische Regime in Mittelost gebe, bliebe die Lage in der Weltgegend unstabil, meinte Schamir.

Angesichts der Erregung bei dem amerikanischen Auditorium und bei den Medien über Schamirs Erstschlagsszenario hat der Sprecher Schamirs, Avi Pazner, eine „Revision“ der Rede durchgesetzt, so daß zum Beispiel in der Berichterstattung im 'Alhamishmar‘ (Mapam) heute bereits die „neue und verbesserte“ Version der Rede Schamirs abgedruckt ist, in der von einem Präventivschlag nichts mehr zu lesen ist und auch sonst Verharmlosung dominiert.

aw

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