: Bukarests Polizei hart gegen Demonstranten
Berlin (afp/taz) - Trotz der vorausgegangenen Räumungen wurde auch am Samstagabend wieder auf dem Universitätsplatz von Bukarest demonstriert. Einige tausend Leute forderten den Rücktritt von Präsident Iliescu, dessen Popularität nach jüngsten Meinungsumfragen auf 60 Prozentpunkte abgesunken sein soll. Schon an drei vorausgegangenen Nächten war es zu Demonstrationen gekommen. Am Freitag wurden 21, am Donnerstag elf Demonstranten verhaftet. Nach Angaben des Innenministers Doru Viorel Ursu wurden 15 Polizisten verletzt. Die Demonstranten, so der Minister, störten das friedliche Leben in Bukarest. Zu Beginn des Sommers wurde der Platz schon einmal für 50 Tage zu einer „kommunismusfreien Zone“ erklärt, bis die Demonstrationen am 13. Juni durch den brutalen Einsatz von Bergarbeitern aufgelöst wurden, bei dem es sechs Tote und mehrere hundert Verletzte gegeben hatte.
Vor diesem Datum waren die Demonstrationen von einem breiten Bündnis demokratischer Organisationen getragen. Die damals bestimmende Studentenliga, deren Vorsitzender Marian Munteanu von Bergarbeitern fast totgeschlagen wurde, distanzierte sich von den neuerlichen Demonstrationen. Denn zumindest am Mittwoch letzter Woche war die Aktion von der rechtsradikalen „Christlich Demokratischen Partei der Revolution“ ausgegangen, die der nationalistischen Bewegung „Vatra Rumaneasca“ nahesteht. Die Demonstranten forderten unter anderem die Rehabilitierung des rumänischen Diktators Antonescu, der während des Zweiten Weltkrieges auf Seiten Hitlers stand und nationalsozialistischen Ideologien anhing. Für manche rumänische Oppositionelle ist nicht ganz ausgeschlossen, daß es sich bei den jetzigen Demonstrationen um eine Provokation handeln könnte. Iliescu hatte die Aktion der Bergarbeiter mit einer „faschistischen Gefahr“ gerechtfertigt. Auch die Haftverschonung von Nicu Ceausescu erregt die Gemüter. Die Staatsanwaltschaft hat Einspruch gegen die Haftverschonung eingelegt. Endgültig soll heute entschieden werden.
er
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen