: Kühle Hanseatin für heißen Wahlkampf
■ SPD-Bundesgeschäftsführerin Anke Fuchs kandidiert zu den Landtagswahlen in Sachsen
PORTRAIT
Streng und ergeizig, das sind die Attribute, die in der Männer-Presse SPD-Bundesgeschäftsführerin Anke Fuchs zugeschrieben werden. Auch Parteifreunde ärgern die kühle Hanseatin gerne mit der Frage, ob sie denn nicht mal so charmant wie Rita Süssmuth sein wolle.
Die kühle Hanseatin kann allerdings auch nicht auf Frauensolidarität hoffen. Lange wehrte sie sich gegen die Quotierung, sie wollte sogar lieber „der Geschäftsführer“ als „die Geschäftsführerin“ genannt werden.
In der Bonner SPD-Zentrale ist sie mehr als umstritten. Viele werfen ihr vor, sie sei eine festgefahrene Traditionalistin und nicht in der Lage neue Ideen zu entwickeln. Ihr größter Fehler: Öffentlich lästerte sie über den Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine. Der will sie jetzt loswerden. Geschäftsführerin wurde sie vor drei Jahren, als Willy Brandt zurücktrat und Hans Jochen Vogel den Parteivorsitz überließ. Die SPD-Bundestagsabgeordnete hatte sich - was unüblich ist - selbst ins Gespräch gebracht.
Genauso konsequent war sie in den Jahren zuvor in der Parteihierarchie nach oben geklettert. Mit neunzehn Jahren trat sie in die SPD ein, mit dreißig saß sie im Landesvorstand Hamburg. Die ehemalige Parteilinke war im Sozialistischen Deutschen Studentenbund, der die 68er Revolte ins Rollen brachte. Sie distanzierte sich aber frühzeitig. Inwischen gehört sie innerhalb des Parteispektrums eher zu den Rechten. Wenn es um Sozialpolitik oder Arbeitsrecht geht sind noch manchmal radikale Töne von ihr zu hören. Nach dem Studium arbeitete Anke Fuchs als Bezirkssekretärin der IG Metall in Hamburg und rückte bald in den Vorstand auf.
Bundesarbeitsminister Ehrenberg holte sie als Staatssekretärin nach Bonn. Unter Helmut Schmidt war sie ein halbes Jahr lang - bis zum Regierungswechsel Bundesfamilienministerin. Sie habe das Zeug zur Kanzlerin, soll Schmidt gesagt haben.
Einige Parteifrauen versuchten Anke Fuchs acht Jahre später als Gegenkandidatin zu Oskar Lafontaine aufzubauen. Doch da wurde dann nichts daraus. Anke Fuchs ist übrigens die Tochter des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Paul Nevermann. Gerne erzählt sie, wie in ihrem sozialdemokratischen Elternhaus Kurt Schumacher mit Annemarie Renger, Herbert Wehner, Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl ein und aus gingen.
Tina Stadlmayer
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