: Unterm Strich
Wim Wenders erhält den mit 15.000 D-Mark dotierten Murnau-Preis 1990. In Wenders‘ Filmen ließen sich einerseits direkte Hinweise auf Murnau finden, andrerseits bemühe er sich, wie der in Bielefeld geborene Filmpionier, die Sprache des Kinos zu erweitern, hieß es zur Begründung von seiten der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesellschaft. Besonders Wenders‘ Schwarzweißexperimente wie in Der Himmel über Berlin machten ihn zu einem würdigen Murnau -Preisträger. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre Filmschaffenden und Publizisten verliehen, die sich um Analyse und Dokumentation des Stummfilms und - wie seinerzeit Murnau - um die Weiterentwicklung der zeitgenössischen Filmsprache und Kinokultur verdient gemacht haben. Der Preis wird voraussichtlich im März nächsten Jahres, zum 60.Todes
tag Murnaus, an den 1945 in Düsseldorf geborenen Wenders übergeben. Als erster bekam 1988 der französische Regisseur Eric Rohmer die Auszeichnung.
Auf dem diesjährigen Weltfilmfestival in Montreal sind am Wochenende zwei sowjetische Filme gezeigt worden, die sich mit zwei Traumata der sowjetischen Gesellschaft befassen: dem Zweiten Weltkrieg und dem Alkoholismus. Der Film Gewissen von Wladimir Denissenko wurde schon 1968 gedreht und war über zwanzig Jahre lang verschollen. Er erzählt am Beispiel zweier Widerstandskämpfer die Geschichte der deutschen Besetzung der Ukraine und das Massaker an einem ganzen Dorf als Racheaktion für eine Partisanenaktion. Der Film, der mit äußerst bescheidenen Mitteln mit Schauspielern und Schülern der Schau
spielschule von Kiew in Schwarzweiß gedreht wurde, zeigt eine kalte, fast unerträgliche Brutalität. Gewissen wurde direkt nach seinem Erscheinen verboten und nur teilweise in vertraulichen Kinoseminaren gezeigt. Nach dem Tode Denissenkos 1984 übergab die Familie des Regisseurs die einzige noch vollständige Kopie des Films an die ukrainische Cineastenvereinigung. Kurz darauf war der Film verschwunden. Erst nach zweijährigen Nachforschungen und nachdem die Familie mit gerichtlichen Schritten gedroht hatte, wurde die schwer beschädigte Kopie des Films von Unbekannten aus einem Lastwagen geworfen.
Ein nicht weniger bedrückender Film ist Das Fest der Hunde von Leonid Menaker. Er handelt von einer Putzfrau und einem jungen Mann, der eine Alkoho
lentziehungskur hinter sich hat. Während er sich streng an Limonade hält, stürzt sie den Wodka herunter wie Wasser. Doch alles scheint sich zu bessern, sie hört auf zu trinken, und er versucht, ein neues Leben anzufangen. Damit wird allerdings das furchtbare Ende nur hinausgezögert... Der Film aus dem Jahr 1990 wirft ein erschreckendes Licht auf das Problem des Alkoholismus in der Sowjetunion. Die Anti -Alkohol-Kampagne der Perestroika bleibt ohne Folgen. In Menakers Film wird auf die Frage, wie spät es sei, geantwortet: „Die Kneipe hat schon geöffnet.“
Steven Spielberg will wieder Regie führen. Der Film heißt Der seltsame Fall von Benjamin Button, nach einer Erzählung von F. Scott Fitzgerald. Spielberg will unbedingt, daß Tom Cruise die Hauptrolle spielt.
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