Aufgebrachte Bürger wollten Liegenschaftsamt stürmen

Ost-Berlin. Ein Abgesandter des Bonner Justizministeriums hat eine gewisse Entlastung des völlig überforderten Liegenschaftsdienstes im Osten in Aussicht gestellt. Kurzfristig, so der Jurist Josef Dierdorf bei einem Besuch von dessen Außenstelle Lichtenberg, sollen hundert Rechtspfleger in seinen Grundbuchbereich gesandt werden.

Aufgebrachte Bürger, so teilte die Magistratsverwaltung für Inneres mit, hätten erst vorgestern versucht, die Außenstellen des Ostberliner Liegenschaftsdienstes zu stürmen. Nach Dienstschluß hätten sie die dort Tätigen am Verlassen ihres Arbeitsplatzes gehindert. Deshalb sei gestern Polizeischutz für die Liegenschaftsämter angefordert worden. Der Bürgerzorn hatte sich offenbar an den kurzen Anmeldefristen für vermögensrechtliche Ansprüche entzündet, die bis 13. Oktober bei der Magistratsverwaltung für Finanzen eingegangen sein müssen. Der Liegenschaftsdienst ist diesem Ansturm personell nicht mehr gewachsen, ein Rückstau von über einem halben Jahr ist entstanden. Die Frustrationen der Menschen dürften aber auch dadurch angeheizt worden sein, daß in den Eigentumsdokumenten nur das Wort „Volkseigentum“ auftaucht, nicht aber die Namen früherer Besitzer. Da SED-Bürokraten aber andererseits immer peinlich genau alle Vorgänge vermerkt haben, ist es auf mühsame Weise durchaus möglich, frühere Besitzer zu ermitteln.

usche