piwik no script img

12:1 für die gesamtdeutsche Hauptstadt Berlin

■ Westberliner Senat veröffentlichte dreizehn Meinungsumfragen aus West und Ost - in zwölfen lag Berlin als Hauptstadt vorn / Zwei Drittel aller befragten Bundesbürger und 90 Prozent der DDR-Bürger wollen die frühere Reichshauptstadt wiederhaben

Berlin. Ob man's nun gut oder schlecht findet, bei fast allen Meinungsumfragen zum Thema Hauptstadt des geeinten Deutschlands liegt Berlin klar vorne. Der Westberliner Senat veröffentlichte am Montag eine Aufstellung aller dreizehn Umfragen, die in diesem Jahr bisher zu diesem Thema veröffentlicht wurden. In zwölfen favorisieren die Befragten eindeutig Berlin.

„Im Durchschnitt sprechen sich in diesen genannten zwölf Umfragen 62 Prozent der Bundesbürger für Berlin als Hauptstadt aus“, erklärte Senatssprecher Werner Kolhoff. Bonn komme im Durchschnitt nur auf 29 Prozent. Bei den bisher drei Befragungen von DDR-Bürgern habe Berlin jeweils Werte von über 90 Prozent verbuchen können.

„Umgerechnet auf ganz Deutschland bedeutet das, daß die Zustimmung für Berlin als Hauptstadt auf der Basis der bisherigen Umfragen im Durchschnitt bei 68 Prozent liegen dürfte, für Bonn bei 25 Prozent“, schlußfolgerte Kolhoff.

Nur eine einzige Erhebung - eine vom 'Bonner Generalanzeiger‘ im Mai dieses Jahres bei „Infratest“ in Auftrag gegebene Umfrage - kam zu einem anderen Ergebnis. Auf die Frage: „Sind Sie persönlich alles in allem dafür oder dagegen, daß Bonn auch in einem vereinigten Deutschland Hauptstadt bleibt?“ antworteten 48,7 Prozent der Befragten mit „dafür“, 35,8 Prozent mit „dagegen“.

Auch eine mögliche Trennung von Hauptstadtfunktion und Regierungssitz wird anscheinend nicht gerne gesehen. 65 Prozent der Befragten, das ergab eine vom Senat in Auftrag gegebene Umfrage des Emnid-Instituts Mitte August, waren gegen eine Aufteilung dieser Rollen. 41 Prozent sprachen sich dafür aus, alle Regierungsfunktionen in Berlin anzusiedeln, weitere 27 Prozent unterstützten das von Momper vorgeschlagene Modell, Verwaltungsaufgaben in Bonn zu lassen und die Regierungshauptstadt nach Berlin zu verlegen. Eine rein repräsentative Hauptstadt Berlin wollten nach Angaben des Senatssprechers nur 26 Prozent.

Wie Bonner Interessenvertreter es auch drehen und wenden: „Die klare Mehrheit der Deutschen will Berlin als Hauptstadt, und sie meint damit ganz eindeutig auch den Regierungssitz“, urteilte Kolhoff.

Heinrich Lummer befindet sich somit mitten im warmen Mainstream. Der wegen seiner NPD-Kontakte geschaßte Ex -Innensenator und jetzige CDU-Bundestagsabgeordnete wirft seinem Parteifreund Walter Wallmann, CDU-Ministerpräsident in Hessen, „knallharten Länderegoismus“ vor. Jener hatte es gewagt vorzuschlagen, die Olympischen Spiele im Jahr 2000 in Berlin stattfinden zu lassen, wenn es sich als Hauptstadt ansonsten auf rein repräsentative Aufgaben beschränke.

usche/ap

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen