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Scheidung bei Shakespeares

■ Die „bremer shakespeare company“ wächst, blüht und teilt sich / Ab- und Zugänge

Neue Stücke, neue Schauspieler, alte Forderungen an einen neuen Senator, neue Räume, neue Trennungen von alten CompanystInnen, good, bad, viele news gab es gestern auf der Pressekonferenz der shakespeare company. Bei der waren JournalistInnen auf das Podium praktiziert worden. Da zappelten sie dann, ausgestellt und stumm wie Flundern, während die informierende Großfamilie der company auf den Zuschauerbänken bravourös agierte. Eine artig boshafte Inszenierung der klammheimlichen Bedeutung der Schreiberlinge. Chapeau!

Die alte Forderung an den neuen Senator Scherf: „Auf jede selbstverdiente Mark eine Mark dazu“, nicht um den Streß abzuschaffen, der schöpferisch hält, aber „um ihn menschlicher zu machen“ (Norbert Kentrup). Menschlicher wird er durch ein vergrößertes Ensemble, das die alten Kempen davon entlastet, jeden Abend auf der Bühne zu stehen. Die sieben Schauspieler der Gründerzeit sind inzwischen auf 18 angewachsen, dazu drei Techniker, drei Kostümschneiderinnen, auch das Büro wird nicht mehr von Kentrup und Darjes selbstverwaltet. Gefordert wird eine Mio. Mark ständige Investition. Doch die Behörde, in Gestalt ihrer Theaterzuständigen Siefken-Schulte, antwortet nicht, bzw. nur mit Terminverschiebungen und das seit fünf Monaten. Heftiger Unmut.

Gerade das, was unter Norbert Kentrups Leitung den Streß menschlicher machen soll, ist für Peter Kaempfe ein Grund, die Company zu verlassen: „Der La

den wird zu groß“. Wenn eine Million verdient werden müsse, werde man zu unbeweglich. Zur gleichen Zeit wie Peter Kaempfe hatte sich im letzten Sommer Chris Alexander entschlossen, zu gehen, er, weil er die „Oper ausprobieren“ will, als Regisseur. Seit Januar '90 wollen auch Anke Engelsmann und Gabriele Blum gehen: „Engelsmann-Kaempfe -Blum“ wird die Gruppe heißen, die Bremens jüngstes Theater ausheckt. Ihr erstes Projekt ist die „Odyssee“, die sie unter Regie von Chris Alexander schon im April 1991 im Schlachthof zeigen wollen. Die Gruppe will ein Theater mit starken erzählerischen Momenten weiterentwic

keln, wie sie es in den „Mäusen von Constantinopel“ und dem „Wintermärchen“ begonnen hat. Die Ausscheidenden, ab Februar 1991 „freie Mitarbeiter“ der Company, nehmen die beiden Stücke mit ins eigene Repertoire, spielen ihre Rollen in den Companystücken aber zu Ende.

Vier „Alte“, mehr oder weniger Gründungsmitglieder, gehen, drei Neue kommen: Barbara Kratz, Erik Roßbander und Thomas Sarbacher. Roßbander hatten die CompanystInnen bei Ihrer DDR -Tournee '89 kennengelernt, er spielte an den Städtischen Bühnen Magdeburg. Um ihn nach Bremen zu holen, sei dann die Wiedervereinigung vorangetrie

ben worden, klärte Rainer Iwersen einen immer noch rätselhaften Prozeß überraschend auf.

Aus der Company quellen auch nach der Zellteilung Pläne und Projekte satt: am 15. September hat „Antonius und Cleopatra“ Premiere (Regie: Kentrup). Rudolf Höhn erfand und spielt ein Psychological: „Was brennt länger oder: Warum schreit Ihr Kind so?“ Rainer Iwersen übersetzt und inszeniert Shakespeares „Sturm“, 3SAt nimmt im Oktober „Das Wintermärchen“ auf, Pit Holzwarth inszeniert „Die Lustigen Weiber von Windsor“, Festivals werden besucht von Bern bis Moskau. Letzteres aber nur, wenn die Behörde, (schon wie

der!) einen Brief vom Januar beantworten und die Reisekosten übernehmen würde. Was vergessen? Ja, das Cafe in den neuen Companyräumen, in dem nach den Vorstellungen Zuschauer und Schauspieler bald miteinander reden können werden.

Uta Stolle

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