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Polen stoppen „Giftmüll-Schiff“

■ Bundesdeutsche Barkasse mit Kabeln, Plastik und chemischen Substanzen in Szczecin zurückgeschickt / Duisburger Absender will nur Zinkkonzentrat geliefert haben: unerklärliche „Verunreinigung“

Berlin (dpa/taz) - Polnische Behörden haben möglicherweise einen Zipfel des florierenden Giftmüllexports aus der BRD nach Polen gepackt. In Szczecin (Stettin) stoppten Zoll und Umweltinspektion eine Barkasse der Duisburger Firma HTA Handel-Transport-Abfallbeseitigung GmbH, die 400 Tonnen Giftmüll geladen hatte und über die Oder die polnische Grenze passieren wollte. Der Müll sollte von einem Hüttenbetrieb in Kattowice entsorgt und angeblich zu Zink-Briketts verarbeitet werden.

Nach Angaben des Leiters der Szczeciner Umweltbehörde, Norbert Maliszewski, wurde das Schiff mit der gefährlichen Ladung zurückgeschickt; im Gegensatz zu sechs weiteren Barkassen mit je 340 Tonnen und einem Schiff mit 2.700 Tonnen Müll von derselben Firma: Die hätten in den vergangenen Wochen wegen Unachtsamkeit der Zöllner die Grenze passieren können.

Nach polnischen Angaben enthielt die Ladung Plastikverpackungen, Kabel, Eimer und chemische Substanzen. Die Staatsanwaltschaft in Kattowice habe ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. HTA bestätigte inzwischen den Einfuhrstopp der Barkasse. Ansonsten sei von einem Ermittlungsverfahren nichts bekannt, sagte Firmensprecher Wilfried Stork. Außerdem habe es sich bei der Ladung mitnichten um „Giftmüll“ gehandelt. Vielmehr würde sein Unternehmen seit neun Monaten mit Genehmigung bundesdeutscher Behörden zinkhaltige Stahlwerkstäube zur Wiederaufarbeitung nach Polen liefern. Bisher seien 25 Schiffe von den polnischen Behörden nicht beanstandet worden.

Die Ladung des jetzt gestoppten Schiffs sei offenbar mit „Betonbrocken und Folienresten verunreinigt“ gewesen, sagte Stork zur taz. Dies könne beim Verladen, beim Leichtern in der DDR oder erst bei der Entladung in Polen geschehen sein. Die Möglichkeit, daß die von HTA beauftragte Reederei den Problemmüll bewußt der ursprünglichen Fracht untergeschoben haben könnte, schloß Stork aus.

Die Umweltorganisation Greenpeace hatte den Giftmüllimport nach Polen wiederholt kritisiert. Seit Mai ist allerdings nach Angaben des zuständigen Greenpeace-Experten, Andreas Bernsdorff, insofern eine Verbesserung eingetreten, als nur noch recyclebare Materialien importiert werden dürfen, die ohne Umweltbelastung aufgearbeitet werden können. Allerdings liege die Warschauer Umweltverwaltung über diese restriktive Praxis mit dem dortigen Wirtschaftsministerium im Clinch.

gero

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