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Feuchte Augen bei „Hans Albers“

■ Zum 2. Mal „Modellbau Nord“ in der Stadthalle / Enten, Panzer und Männer

Was hat eine 7 Meter 90 lange „Hans Albers“ mit einer Motorleistung von 18 PS (10 Knoten schnell) und maximal 6 Personen „Nutzlast“ mit einer schnatternden Ente gemeinsam?

-Richtig: sind beides schwimmfähige Modelle! Das freut das Kind im Manne. Verkehrs-Senator Kunick sagte denn auch in seiner Eröffnungsrede: „Wir freuen uns alle, wenn wir hier durch die Hallen gehen und die Modelle sehen. Da erwacht das Kind in Mann und Frau.“ Sprach's und ging durch die Hallen, Modelle ansehen. Das Kind wird wohl auch erwacht sein.

Besonders pfiffig ist die genannte ferngesteuerte Ente, die beim Schwimmen den Kopf bewegt und beim Schnattern den Schnabel öffnet. Von weitem könnte sie tatsächlich für „echt“ gehalten werden. Immerhin entreißt sie einem etwa 50jährigen seriösen Mann den Ausruf: „Is ja'n heißes Teil!“ In der Zuschauergunst ganz oben rangiert das Kajak mit dem paddelnden und kopfbewegenden Knaben („Jan heißt er“, verkündet sein Besitzer/Konstrukteur/Bastler stolz) im Maßstab 1:2.

Wer aber immer noch glaubt, das alles sei Spielzeug oder gar Schnickschnack für Kinder, der irrt gewaltig. Schließlich sind die Mehrzahl der Besucher(Innen) Männer, zu einem guten Teil ab 40 Jahre, die mit feuchten Augen durch die Hallen wandeln. Die „Profis“ (Selbstsammler und Bastler) unterscheiden sich von

den Nur-mal-so-Guckern dadurch, daß sie in der Ausstellung jeweils ihrem Spezial-Interesse gemäß schauen - dafür aber umso konzentrierter/fachsimplerischer. Die Nur-mal-so-Gucker hingegen hängen ihren Kindheitsträumen nach, freuen sich an den hübschen Modellen oder Dioramen (nachgebaute Situationen oder Landschaften) oder staunen ganz einfach nur. Ein Diorama

stellt z.B. mit ca. 5000 (fünftausend! ) kleinen Zinnmännchen die „Schlacht um Atlanta“ von 1864 nach.

Was dem/der friedliebenden BesucherIn die Lust am Gucken nimmt, ist die Vielzahl der Militärmodelle (Kriegsschiffe, Kampfflugzeuge, Panzer usw.). Die stereotype Antwort auf Fragen, warum denn das sein müsse: „Das sind halt technisch die inter

essantesten und anforderungs reichsten Modelle“. So nimmt es nicht wunder, daß der „Modellbau Nienburg im Reservistenverband der Bundeswehr“ in seinem Fuhrpark hauptsächlich über Panzer und schweres Armeegerät verfügt - was die BesucherInnen magisch anzieht. Gut, daß es Schnatterenten gibt.

mh

„Modellbau Nord 90“ ist bis 9.9., von 10 bis 18h, heute bis 21.00h zu sehen.

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