: Zäh und ohne Höhepunkte
■ Gründungsversammlung der Westberliner Linken Liste/PDS/ Zahlreiche Beobachter ließen sich die Veranstaltung nicht entgehen/ Ehemaliger AL-Pressesprecher kandidiert für den Vorstand
West-Berlin. Nun ist es endlich vollbracht — einstimmig, mit drei Enthaltungen wurde am Donnerstag abend die Gründungsplattform des Westberliner Landesverbandes Linke Liste/PDS angenommen und die Westberliner Parteienlandschaft um eine weitere politische Gruppierung erweitert.
Nachdem sich die einzelnen Gruppierungen in den letzen Wochen bei Diskussionen über Ziele und Inhalte ihres Parteiprogramms wie ein brodelnder Kessel präsentiert hatten, schien es bei der Gründungsveranstaltung, als hielte hier jemand den Deckel drauf: Änderungsvorschläge zur Gründungsplattform erwiesen sich als Marginalien, gleich zu Beginn machte Angela Schäfers darauf aufmerksam, daß sich dem zur Debatte stehenden Positionspapier »alle unterordnen können«. Man solle »den Konsens berücksichtigen« und nicht »jede Kleinigkeit« zum Anlaß von Debatten nehmen.
Entsprechend zäh, langatmig und ohne Höhepunkte tröpfelte die Aussprache vor rund hundert künftigen Mitgliedern und fast ebenso zahlreich erschienenen »Beobachtern« dahin. Unter ihnen auch Eberhard Mutscheller, ehemaliger ALer, der nach eigenen Angaben zwar nicht der frischgebackenen Linken Liste/PDS beitreten will — »an denen sind doch zehn Jahre Politik vorbeigegangen« —, es jedoch für gut hält, daß eine neue Partei links von der AL existiert. Heinz Kappei, selbst vor fünf Tagen aus der AL ausgetreten, sagte am Donnerstag den Grünen bzw. der AL gar voraus, daß deren »Erosionsprozeß weiter anhalten« und durch die Gründung des Landesverbandes Linke Liste/PDS noch vorangetrieben werde. Neben ehemaligen SEW- Mitgliedern, GEWlern und SPDlern kandidiert Kappei für den neunköpfigen Vorstand der neuen Partei, genauso wie der ehemalige Pressesprecher der AL, Dirk Schneider, der vergangenen Mittwoch seinen Abschiedsbrief an die Alternativen schrieb. Euphorische Stimmen jedoch waren am Donnerstag wenig zu vernehmen, der ÖTVler Ernst Welters — »Klar trete ich bei!« — blieb da eher die Ausnahme. Die Ostberliner PDS, deren Vorsitzender Adolphi am Freitag abend erwartet wurde, erteilte dem Westberliner Landesverband gleich zu Beginn einen Rüffel: Zwar stelle die PDS 50 Prozent der Listenplätze für linke Gruppierungen aus dem Westen zur Verfügung, erklärte ein Mitglied aus dem Kommissionsvorstand, aber mit Sicherheit nicht ausschließlich nur für die Westberliner Linke Liste/PDS. maz
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