: Soziales Pflichtjahr für Mädchen — „um der Chancengleichheit Willen“
Bonn (ap) — Das soziale Plichtjahr ist offensichtlich noch nicht gestorben. Angesichts der geplanten Verringerung der gesamtdeutschen Streitkräfte auf 370.000 Mann haben Politiker der Bonner Koalition am Wochenende ein solches erneut zur Diskussion gestellt. Alle jungen Frauen und die Männer, die nicht zum Wehrdienst eingezogen werden, sollen für ein Jahr zur Kranken- und Altenpflege oder anderen Sozialdiensten verpflichtet werden. Der Beauftragte der Bundesregierung für den Zivildienst, Peter Hintze, lehnte diesen Plan entschieden ab. Statt den Notstand in den Pflegeberufen damit zu verschleiern, „sollte man diese Berufe lieber von Arbeitszeit und Bezahlung her attraktiver machen“. Junge Frauen dürften nicht „Lückenbüßer“-Funktionen übernehmen. Der Wehrexperte der FDP, Günther Nolting, erklärte der Zeitung 'Bild am Sonntag‘, er sei für ein Pflichtjahr, das mit der Freiheit der Wahl zwischen Bundeswehr, Zivilschutz, Umweltschutz oder Sozialarbeit verbunden sei. Um das Pflichtjahr rechtlich abzusichern, müßten Bundestag und Bundesrat das Grundgesetz ändern. Auch der FDP-Sozialpolitiker und Vizepräsident des Bundestages, Dieter-Julius Cronenberg, kündigte an, er werde sich für ein Pflichtjahr für Männer und Frauen einsetzen. Der CDU-Abgeordnete Roland Sauer betonte, das soziale Jahr für beide Geschlechter komme sicher, begründet durch die Forderung nach Chancengerechtigkeit. Die Männer könnten natürlich wie bisher zum Bund gehen, fügte er offensichtlich an, um sein Chancengleichheits-Argument gleich wieder ad absurdum zu führen. Laut 'Bild am Sonntag‘ hätten sich die Sozialexperten von CDU/CSU und FDP bereits darauf geeinigt, das Pflichtjahr nach der Bundestagswahl einzuführen. Dem widersprach allerdings der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales der Unionsfraktion, Horst Günther. Darüber sei bisher kein Wort verloren worden, dementierte er.
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