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Tierische Globetrotter

■ Kompendium über „Bremer Stadtmusikanten“ im Schünemann-Verlag

Kaum ein Märchen hat Kinder, Eltern, Forscher und selbst Politiker mehr bewegt als das von den „Bremer Stadtmusikanten“, das in der ganzen Welt bekannt ist. Die Fassung der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm in ihrer im vorigen Jahrhundert publizierten Märchensammlung ist allerdinngs die bekannteste und beliebteste Form. Aber es gibt zahlreiche Varianten und Interpretationen. Allen gemeinsam ist jedoch die Fabel, daß vom Tod bedrohte Tiere aus ihrer Knechtschaft ausbrechen und einen Ort suchen, wo sie ihren Lebensabend genießen können.

Unter dem Titel „...und sie machten sich auf den Weg nach Bremen“ ist im Schünemann- Verlag in Bremen jetzt ein Buch erschienen, in dem die Autoren Nora und Bertram Kircher als Herausgeber ein bisher einmaliges Kompendium des Märchens, seiner Variationen und Deutungen in Texten, Gedichten, Bildern und Scherenschnitten zusammengetragen und ebenso informativ wie ansprechend dargestellt haben.

Dabei ist unter anderem von dem Bremer Literaturpreisträger Heinrich Schmidt-Barien zu erfahren, daß das Ur-Thema von der „List der Zahmen und Schwachen“, mit der sie die „Starken und Wilden“ überwinden, schon seit etwa 2.000 Jahren in den Märchen vieler Völker lebt.

Roland Liebsch und Effi Mandt haben die „Stadtmusikanten“ in Gebärdensprache dargestellt. Erstmals zeigen Nora und Bertram Kircher auf, daß der „Schwanenkrug“ in Boke an der Lippe noch heute existiert. In diesem Gasthaus hörte August von Haxthausen in schneestürmischer Nacht das Märchen und gab es an die Brüder Grimm weiter.

Verdienstvoll haben Autoren und Verlag mit diesem 192 Seiten starken Buch dargestellt, was für Bremen neben Schiffahrt, Häfen und Raumfahrt zum Symbol wurde. „Die Botschaft von der Kraft solidarischen Handelns wird für mich dabei immer das Wichtigste bleiben“, schreibt Bürgermeister Wedemeier im Vorwort. Auch er weiß selbstverständlich, daß die Tiere im Märchen nicht ganz nach Bremen kamen und deshalb nicht offiziell zu Stadtmusikanten ernannt wurden. „Die Behörde soll darüber nicht böse sein“, schreibt Erika Thies in dem ergötzlichen Buch. „So blieb ihr nämlich bisher die Grundsatzentscheidung darüber erspart, ob ein Esel bremischer Beamter werden kann.“ Dietrich Wieland (dpa)

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