: SU-Konzern bietet halbe Milliarde für DDR-Gasnost
■ SU-Konzern will bei Gasanlagen Mittenwalde und Verbundgas einsteigen
Moskau (adn/taz) — Mit rund 500 Millionen DM will sich der sowjetische Staatskonzern für die Gasindustrie, Gazprom, an der Gasversorgung im vereinten Deutschland beteiligen. Das erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Stepan Dereshow in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur 'adn‘. Er hoffe, daß die Treuhand-Anstalt, bei der sich sein Unternehmen um den Kauf von jeweils 100 Prozent der Aktien der Gasanlagen AG Mittenwalde und der Kohle-Energie-Export-Import GmbH beworben habe, zugunsten von Gazprom entscheide.
Sein Konzern habe wie andere Firmen das Recht, im Gasgeschäft auf dem westeuropäischen Markt präsent zu sein. Die Gasanlagen AG Mittenwalde sei seit über 15 Jahren Partner von Gazprom bei Erschließung, Gewinnung und Transport von Gas in der Sowjetunion. Obwohl von deutscher Seite immer wieder versichert werde, Regierungsabkommen mit der Sowjetunion auch in Zukunft strikt zu erfüllen, komme der DDR- Betrieb seinen Verpflichtungen beim Bau der Erdgasleitung Hamburg- Ushgorod wegen finanzieller Schwierigkeiten zur Zeit nicht nach. Mit dem Aktienkauf würden automatisch auch die Verpflichtungen der DDR beim Bau von Objekten der Gasindustrie übernommen.
Dereshow bestätigte, daß sein Unternehmen auch 55 Prozent der Aktien des überregionalen Versorgerunternehmens Verbundnetz Gas AG erwerben wolle. Mit Überraschung habe er im Ost-Ausschuß der deutschen Wirtschaft in Leipzig zur Kenntnis genommen, daß sich die Ruhr-Gas AG Essen, die 35 Prozent der Anteile an der Verbundnetz Gas AG besitze, mit „fadenscheinigen Argumenten“ der sowjetischen Kapitalbeteiligung widersetze. „Manche Gesellschaften meinen wohl, daß man uns weiterhin in die Rolle eines reinen Rohstoff-Exporteurs drängen kann“, sagte er. „Wir sind fest entschlossen, die Aktien zu kaufen und erwarten eine diesbezügliche Entscheidung aus Berlin noch im September.“
Ein Sprecher der Ruhrgas AG erklärte auf Anfrage der taz, daß Dereshows Vorwürfe gegenstandslos seien. Zum einen habe die Ruhrgas in Leipzig das sowjetische Interesse ausdrücklich als „interessanten Vorschlag“ bezeichnet, zum anderen treffe die Treuhand-Anstalt die Entscheidungen. diba
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