: Antall und Thatcher: Ein Herz und eine Seele
Dublin (taz) — Die britische Premierministerin Margaret Thatcher ist bei ihrem Besuch in Ungarn in dieser Woche auf einen Gleichgesinnten gestoßen. Sie sagte zu ihrem ungarischen Amtskollegen Joszef Antall: „Es ist wunderbar für uns, daß Sie an die gleichen Dinge wie wir glauben. Die Tatsache, daß Sie die einzige konservative Regierung in Osteuropa bilden, verdient höchste Beachtung.“ Antall hatte gegen die Aufnahme in den Thatcher-Klüngel nichts einzuwenden. Er betonte, sein Demokratisches Forum sei „eine ähnliche Organisation wie die Konservative Partei“. Aus der frisch geschlossenen Freundschaft resultierte dann auch gleich ein Abkommen über enge Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich. Thatcher versprach, sich für die Aufnahme Ungarns als assoziiertes EG-Mitglied Anfang 1992 stark zu machen. „Beim Setzen auf Gewinner hat Großbritannien eine positive Bilanz. Ich habe auf Sie gesetzt“, sagte die Premierministerin zu Antall.
Ihr Aufenthalt in der CSFR Anfang der Woche — dem ersten Besuch eines britischen Staatsoberhaupts überhaupt — verlief nicht ganz so herzlich, da ihr Festhalten an der Nato dort auf wenig Gegenliebe stieß. Doch tauschten Thatcher und der tschechoslowakische Präsident Vaclav Havel auch Artigkeiten aus. In ihrer Rede vor dem begeisterten Prager Parlament forderte die Premierministerin die Verabschiedung einer „modernen Magna Charta“ auf dem Pariser KSZE-Gipfel im November, in der „die Rechte festgeschrieben werden, die in den osteuropäischen Revolutionen im vergangenen Jahr erkämpft worden sind.“ Thatcher kündigte an, ab 1. Oktober sämtliche Visabeschränkungen für tschechoslowakische BürgerInnen aufzuheben. Außerdem entschuldigte sie sich für die britische Unterschrift unter das Münchner Abkommen von 1938, das die Tschechoslowakei an Hitler auslieferte. Im Gegenzug betonte Havel, die CSFR könne viel von Großbritannien lernen: „Die große Erfahrung auf dem Gebiet der Privatisierung ist von entscheidender Bedeutung für uns.“ Ralf Sotscheck
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