Was Regenwürmer nicht können

■ Kalifornischer Rotwurm frißt sich schneller durch den Kompost

Bio-Abfall haben sie zum Fressen gern — die kleinen Kompostwürmer. Sie verdauen Obst und Gemüsereste, altes Brot und Laub. Bei diesem Prozeß entsteht schon nach sechs Monaten fetter, feuchter Humusboden für den Garten. „In jeder Hinsicht der beste Bodenverbesserer überhaupt“, erzählt Uwe Überschär aus Schulenrode (Kreis Wolfenbüttel). Seit sechs Jahren züchtet er das glibberige Gewürm und verkauft es an Hobbygärtner und Umweltfreunde, die damit ihren Müll erheblich verringern.

Die von einer bayerischen Recycling-Firma aus wiederverwertbarem Kunststoff hergestellten Tonnen bieten den Kompostwürmern ein ideales Zuhause. Darin herrscht konstante Feuchtigkeit und Temperatur — und Schutz vor Mäusen und Maulwürfen.

Die Tonne funktioniert nach dem Prinzip „oben rein, unten raus“. Eine Öffnung am Fuß des Plastikbehälters ermöglicht es, den Kompost zu entnehmen. In einer Auffangschale sammelt sich die nicht mehr benötigte Flüssigkeit — zum Blumengießen hervorragend geeignet. Von oben wird der Bio-Abfall in die Tonnen gegeben, nach kurzer Verrottungszeit beginnen die Würmer mit dem Fressen und Verdauen. Angenehme Begleiterscheinung der Tonne: Die Geruchsbelästigung ist gleich Null.

Aber auch in anderen Behältern, beispielsweise Holzkisten, auf dem Balkon oder im Keller läßt sich der Kompostwurm halten. Wichtig sei, die Würmer mit Hilfe eines engmaschigen Gitters am Boden vor natürlichen Feinden zu schützen. Und noch etwas: „Wer beim Umgraben Regenwürmer sammelt und auf den Kompost schmeißt, hat kaum Erfolg“, erklärt der ehemalige Pharmaziestudent. Von 30 Wurmarten sei der kalifornische Rotwurm der effektivste.

Überzeugt von Würmern und Komposttonne war auch der Landkreis Stade. Die Kommune erwartet, daß sich die Zahl der Abnehmer — zur Zeit 7.000 — bei etwa 10.000 einpendeln wird, immerhin 20 Prozent der Haushalte im Landkreis Stade. In Braunschweig werden demnächst zwei Studentenwohnheime mit der Wurmtonne ausgestattet.

Eigentlich, so sagt Überschär, sei das alles gar nicht neu. Schon Charles Darwin habe vor mehr als 100 Jahren eine wissenschaftliche Arbeit über die Würmer geschrieben — vor kurzem wurde das Werk als Buch neuaufgelegt. dpa