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Kleine Länderkunde für ganz Eilige

■ Zahlen und Fakten aus dem unbekanten Thüringen/ Hohe Bevölkerungsdichte/ Wälder schwer geschädigt/ Das thüringische Schwein wiegt doppelt so viel wie sein EG-Kollege

Das neue Bundesland Thüringen ist mit einer Fläche von 15.209 Quadratkilometern das kleinste aller künftigen Länder im Osten. Größter Bezirk ist Erfurt mit rund 7.350 Quadratkilometern vor den Bezirken Gera und Suhl. Insgesamt 2,5 Millionen Menschen leben zwischen der Ostgrenze Hessens, dem Harz und der Grenze zu Sachsen.

Die größte Stadt im Lande Thüringen wird auch die Hauptstadt werden. In Erfurt wohnen 217.000 Menschen, in Gera 132.000 und in Jena 106.000. Alle anderen Städte haben weniger als 100.000 Einwohner. Statistisch gesehen teilen sich 164 Thüringer einen Quadratmeter thüringischen Bodens, das ist — abgesehen von Sachsen — die höchste Bevölkerungsdichte aller neuen Bundesländer. Die meisten der insgesamt 1,3 Millionen berufstätigen Thüringer arbeiten (noch) in der Industrie und im produzierenden Handwerk (45,6 Prozent), gefolgt von der Landwirtschaft (10 Prozent) und der Bauwirtschaft (9,5 Prozent).

Da in der DDR alle Menschen angeblich gleich waren, sind auch hier 88,9 Prozent aller „Werktätigen“ Arbeiter oder Angestellte. Der Rest plagt sich in landwirtschaftlichen Genossenschaften ( 8,9 Prozent) oder hat den Status des „Selbständigen“ oder des „mithelfenden Familienangehörigen“ (2,2 Prozent). Die Hälfte aller Arbeiter und Angestellten sind Frauen, von denen jede dritte nicht voll berufstätig ist. Jeder fünfte Werktätige in Thüringen hat einen Hoch- oder Fachhochschulabschluß. Der Anteil der Facharbeiter liegt bei 62,9 Prozent.

Die Industrie Thüringens hatte 1989 einen Anteil an der DDR-Gesamtindustrieproduktion von 15 Prozent. Thüringer „Industriespezialitäten“ sind der Maschinen- und der Fahrzeugbau (Wartburg), die optische- und elektronische Industrie (Zeiss/Jena) und der Gerätebau. In Thüringen gibt es bislang knapp 13.000 Handwerksbetriebe und 369 handwerkschaftliche Produktionsgenossenschaften, die 1989 noch rund ein Drittel aller Handwerksleistungen in der DDR erbracht haben.

663 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGs) und „Volkseigene Betriebe“ (VEB) teilen sich bislang eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 814.000 Hektar Land, davon 73 Prozent für die „Pflanzenproduktion“, wie es in der DDR heißt. Hauptsächlich werden Getreidearten und Feldfutterpflanzen angebaut. Die Thüringer „Tierproduktion“ belief sich Ende 1989 auf etwa 1,6 Millionen Schweine, 3,3 Millionen Legehennen, 800.000 Rinder und knapp eine halbe Million Schafe. Die durchschnittliche Lebendmasse pro Schwein lag im Bezirk Suhl am höchsten: 126 kg brachten dort die Sauen auf die Waage — das windschnittige EG-Schwein bringt es nur auf die Hälfte.

Im Jahre 1989 gingen auf Thüringen 488.000 Tonnen Schwefeldioxid, 376.000 Tonnen Kohlenmonoxid, 210.000 Tonnen Staub und 30.000 Tonnen Stickoxide nieder. Deshalb sind die Wälder zu 52,9 Prozent schwer geschädigt und nur noch 7,6 Prozent der Gewässer in Thüringen haben Trinkwasserqualität.

Bei den Volkskammerwahlen im März gaben 52,8 Prozent der Thüringer ihre Stimme der CDU, die SPD kam auf magere 17,5 Prozent, und die PDS wurde mit 11,3 Prozent drittstärkste Kraft. Das Bündnis 90 kam auf 2,05 Prozent, und die Grünen im Bündnis mit den Unabhängigen Frauen auf 2,11 Prozent. kpk

Quelle: „Thüringen, ein statistisches Portrait“, herausgegeben von den Statistischen Bezirksämtern in Erfurt, Gera und Suhl, Juni 1990.

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