■ RADIODAYS: Dienstag
Bela Bartok war nicht nur der uns heute so bekannte Komponist, Pianist und angesehene Pädagoge, er betätigte sich auch mit Vorliebe als Spürhund in der gehobenen Musik seiner Vorgänger. Während Bartok selbst die Volksmusik europäischer Länder künstlerisch einsetzte, bemerkte er schon früh, daß die von Lizst oder Brahms als „echt ungarisch“ bezeichneten Werke doch nur ein Abklatsch der dortigen Volkskunst waren. Anläßlich seines 45. Todestages widmet derBerliner Rundfunk auch den weniger bekannten Seiten Bartoks ab 14 Uhr ein Portrait.
Radio Bremen 2 stellt um 20.05 Uhr das erste international gekürte Hörspiel von Andrzej Mularczyk vor. Im letzten Jahr erhielt der langjährige Mitarbeiter des Polnischen Rundfunks für Aus dem tiefen Wasser den Prix Italia. Hier erzählt Mularczyk nicht nur die Geschichte des polnischen Juden Elias, der nach langen Jahren des Exils seine Weltkriegsvergangenheit verarbeiten möchte, sondern er wirft gleichzeitig einen Blick in das von zahlreichen Angriffen auf die Staatssouveränität traumatisierte Polen. Einzelschicksal und kollektive Geschichte werden hier zu einem lebendig anschaulichen Porträt verwoben, das für ein Publikum mit Hörrichtung gen Westen sehr aufschlußreich sein wird.
„Die Geschichte gegen den Strich zu lesen“, war ein Ansatz des großen Schriftstellers und Essayisten Walter Benjamin, der sich heute vor fünfzig Jahren im französischen Exil auf der Flucht vor den Nazis das Leben nahm. In der heutigen Sendung beschäftigt sich Autor Burkhart Schmidt besonders mit Benjamins Geschichtsauffassung und hebt dabei dessen Kritik an jegliche Art von „globaler“ Geschichtsansicht hervor. Weder verallgemeinernde Fortschrittsgläubigkeit noch populäre Untergangsvisionen führen demnach zu einer gerechten Einschätzung der historischen Vorgänge. Um 21 Uhr würdigt derhr 2 dem tragisch verstorbenen Denker eine Werkbesprechung.
Oskar Weggel wirft anschließnd beim WDR 3 einen tiefen Blick in die gesellschaftlichen Zustände Chinas. Dabei interessiert ihn besonders die rasche Rückkehr in die Normalität, nachdem die Demokratiebewegung mit brutaler Gewalt niedergeschlagen worden war. Seine Hypothese lautet, es war derKonfuzianismus des Kleinen Mannes. Näheres ab 22.30 Uhr.GeHa
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