: Werben um Aufträge aus UdSSR
■ Bauminister will Bauaufträge aus der UdSSR an Land ziehen
Berlin (dpa) — Kurz vor dem Ausscheiden aus seinem Amt hat der DDR-Bauminister Axel Viehweger (FDP) einen Vorstoß unternommen, um Bauaufträge aus der Sowjetunion an Land zu ziehen.
In einem Erfahrungsaustausch mit seinen Amtskollegen aus der Ukraine, Belorußland und den drei baltischen Sowjetrepubliken habe Axel Viehweger das starke Interesse des ostdeutschen Baugewerbes an einem Engagement in der UdSSR bekundet, sagte er am Montag vor Journalisten in Ost-Berlin.
Dabei geht es in der Hauptsache um Wohnungen für die aus der DDR abziehenden sowjetischen Soldaten, deren Finanzierung in Höhe von etwa acht Milliarden Mark die Bundesrepublik der sowjetischen Regierung vertraglich zugesichert hat.
Besorgt äußerte sich Minister Viehweger über die Zukunftsaussichten der 8.000 Bauarbeiter aus der DDR, die sich zur Zeit in der Sowjetunion aufhalten.
Für die Bauleute sei das Zustandekommen sowjetischer Aufträge in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren lebensnotwendig. Die DDR-Unternehmen besäßen einen Standortvorteil gegenüber anderen Mitbewerbern aus der Bundesrepublik oder Frankreich. Über die Auftragsvergabe, die Bauweise, das Material und die Standorte der Wohnkomplexe wird allein die Sowjetunion entscheiden.
Nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden des Staatlichen Baukomitees der UdSSR, Michail Tschishevskij, ist die Errichtung von vier Betrieben mit einer Kapazität von je rund 100.000 Wohnungen geplant. Noch sei keine Entscheidung über die endgültigen Standorte gefallen, doch werde hier gemeinsam mit den betroffenen Soldaten ein Ausgleich gesucht.
Die Vertreter Estlands, Litauens und Lettlands machten klar, daß in ihren Staaten grundsätzlich nur Armeeangehörige aus dem Baltikum die neuen Wohnungen beziehen sollten. Länger dienende Offiziere und ihre Familien, die aus anderen Sowjetrepubliken stammen, bekämen eine lediglich befristete Aufenthaltserlaubnis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen