: Scherfs Berufskiller
■ Zum Leserbrief „Zurück ins Mittelalter“ vom 15.9. und zum taz-Interview mit Scherf vom 17.9.
Als „Bremens agilster Friedensfreund“, der ich die „Bundeswehr wegpetitionieren will“ (taz-Bremen, 20.8. 1990), muß ich ja wohl zur Schreibmaschine greifen, wenn Henning Scherf erneut Propaganda für eine Berufsarmee macht (taz-Interview vom 17.9.1990). Nur sie habe „kompetente Leute, die sehr gefährliche Waffensysteme kontrollieren müssen“. Wäre es da nicht gescheiter, für die Abschaffung gerade dieser Waffen Propaganda zu machen. In diese Richtung läuft doch der Abrüstungsprozeß. Die Wiener Verhandlungen legen gerade Höchstgrenzen für Panzer, gepanzerte Fahrzeuge Artillerie, Hubschrauber, Flugzeuge und ähnlich hochtechnisiertes Zeugs fest. Alles, was über den Höchstgrenzen vorhanden ist, wird verschrottet, wie es mit Pershing 1 und 2, Cruise Missiles und SS 20 bereits geschehen ist.
Recht hat Scherf, wenn er sich darüber „klar ist, daß es keine demokratische Entwicklung in einer Armee gibt“. Dennoch will er „mit 100.000 Leuten (!) auskommen, um die Sicherheitsbedürfnisse an der Grenze (!) und nach innen (!) zu gewährleisten“. Gegen wen will unser Bürgermeister die Leute aufmarschieren lassen, gegen die Dänen, die Polen, die Schweizer, die Franzosen; die stehen nähmlich an unseren Grenzen? Oder will er sie nach innen, gegen streikende Arbeiter z.B., schießen lassen?
Jetzt müßten eigentlich seine Parteifreunde aufwachen, denn jetzt wird's echt gefährlich mit der „zerrissenen Seele eines regierenden Sozialdemokraten“, die sich einerseits als „Pazifist und Ostermarschierer“ kundtut, andererseits mit einer Berufsarmee ins Mittelalter zu Söldnern, Landsknechten und Berufskillern zurückmöchte, wie diverse LeserbriefschreiberInnen im WK am 12.9. und taz am 15.9. feststellten. Also: bei diesem Thema flippt Henning Scherf wirklich herum!
Dr. Ernst Busche
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