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Greifswalder Atomiker feuern Kritiker

■ Sicherheitsingenieur zitierte Papier über Chaos in Block V

Berlin (taz) — Auf die rüde Tour setzte die Werkleitung der Atomzentrale Greifswald letzte Woche einen besorgten Mitarbeiter vor die Tür. Weil er sich „unberechtigt dienstliches Schriftgut beschafft“ und damit das Unternehmen „öffentlich diskreditiert“ habe, wurde dem Mitarbeiter für Reaktorphysik und nukleare Sicherheit Dr. Volker Behne fristlos gekündigt.

Behne hatte als Gast einer PDS- Veranstaltung in Greifswald Ende August aus einem internen Papier über das Chaos in jenem Reaktorblock zitiert, der im Verlauf der Inbetriebnahmeversuche im November 1989 nach einem schweren Störfall notabgeschaltet werden mußte. Schonungslos deckt der Bericht auf, daß die Reaktormannschaft bis heute nicht in der Lage ist, die Auflagen der Atomaufseher vom „Staatlichen Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz“ (SAAS) zur Wiederinbetriebnahme auch nur annähernd zu erfüllen. 30.000 Projektänderungen sind nicht ordnungsgemäß dokumentiert, immer neue Mängel werden entdeckt, die Mitarbeiter schieben Frust, weil auch die Zukunft der vier neuen Reaktorblöcke in Greifswald in den Sternen steht.

Dem SPD-Mitglied Behne wirft die Werkleitung nun vor, das „vertrauliche“ Papier für seine „parteipolitischen Interessen“ mißbraucht und damit „die Existenz des Unternehmens in hohem Maße gefährdet“ zu haben. Da diese Gefahr auch für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden könne, sei die Kündigung die zwangsläufige Konsequenz. Das fragliche Papier war allerdings weder mit einem „Vertraulich“-Vermerk versehen, noch hatte es sich Behne „unberechtigt“ beschafft. Im Gegenteil: Er hatte es selbst mit erarbeitet. Behne will gegen die Kündigung klagen. Gerd Rosenkranz

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