piwik no script img

Superkalifragipaläontologisch:

■ Erdgeschichtler-Jahrestagung an der Uni Bremen / Vom 3. — 6. Oktober

Schon vor 15.000 Jahren begannen die Menschen mit der Zerstörung der Natur: Indem sie Mammuts jagten und Wälder abholzten. Heute ist der Einfluß des Menschen auf Klima und Umwelt wahrscheinlich stärker als ein prähistorischer Axtschlag. Aber um die Missetaten der neuzeitlichen Menschen beurteilen zu können, müssen Geologen (Erdkrustenforscher) und Paläontologen (die vorgeschichtliche Lebewesen erforschen) weiter als bis in das erdgeschichtliche Vorgestern zurückschauen.

Die erdgeschichtliche Neuzeit, Thema der gemeinsamen Jahrestagung der Geologischen Gesellschaft und der Paläontologischen Gesellschaft an diesem Wochenende an der Universität Bremen, ist nämlich schon 65 Millionen Jahre alt.

Die Zeugen vergangener erdgeschichtlicher Tage finden die WissenschaftlerInnen in den Ozeanen. In 4.000 bis 5.000 Metern unter der Wasseroberfläche bohren sie bis 20 Meter tiefe und 13 Zentimeter breite Löcher in den Meeresboden und befördern daraus eine gleichgroße Säule aus Ablagerungen in ihre Labors. Halb aufgeschnitten liegt die Säule wie ein überdimensionaler Lehmkuchen da - bereit, die Geheimnisse von einer Million Erdenjahre auszuplaudern.

Wie exakt abgemessen, wechseln sich in der Sedimentsäule weiße und schwarze Streifen ab: die weißen Streifen zeugen von warmen Zeiten, in denen sich viel Kleingetier tummelte und starb, um sich dann als kalkhaltige Reste weiß auf dem Meeresboden abzusenken. Die schwarzen Streifen entstanden in Kältephasen mit wenig Leben.

Paläontologen und Geologen, die in gröeren Zeiträumen zu denken pflegen, tun sich schwer, genaue Aussagen über die unmittelbare Zukunft unserer Erde zu machen: Ob beispielsweise der natürliche Gang in die erdgeschichtlich vorgesehene nächste Eiszeit durch den Treibhauseffekt verzögert wird, läßt sich noch nicht genau sagen. Ebenso wenig läßt sich eindeutig feststellen, wie die Abholzung des Regenwaldes auf das Klima auswirken wird.

Fest steht nur, daß beide, die Ozonschicht und der Regenwald, eine erdgeschichtlich lange Zeit brauchten, um zu entstehen und es deshalb kaum in der Macht der Menschen steht, sie einfach wieder zu reparieren.

bear

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen