Treuhand-Reform: Nach dem Haupt jetzt die Glieder

■ 15 bundesdeutsche Manager werden die Niederlassungen leiten

Berlin (taz) — Nach der Sanierung am Haupt ist die Treuhandanstalt nun bei der Sanierung der Glieder angekommen. Die fünfzehn bisherigen Chefs der Außenstellen wurden abgelöst und durch 15 neue Männer ersetzt. Birgit Breuel, früher niedersächsische Wirtschaftsministerin und seit zwei Tagen Treuhand-Vorstandsmitglied für dezentrale Angelegenheiten, stellte sie gestern der Presse vor. Fast alle kommen aus der bundesdeutschen mittelständischen Wirtschaft; ausländische Experten sind nicht dabei, mehrere aber in der späteren DDR geboren und aufgewachsen. Breuel gab bekannt, daß sich die jetzt Ausgesuchten allesamt auf die große Stellenangebotskampagne der Treuhand vor einigen Wochen gemeldet hatten.

Zunächst aber wurden Sprachregelungen getroffen. Die 15 Außenstellen, eine in jedem der früheren DDR-Bezirke, heißen ab sofort nicht mehr so, sondern „Niederlassungen“. Damit soll unterstrichen werden, daß hier nicht bürokratisch, sondern unternehmerisch entschieden werde. Alle Vollmachten, die die bisherigen Stelleninhaber hatten, sind ab sofort erloschen, ebenso diejenigen, die von den Außenstellen- Chefs wiederum an ihre Untergebenen erteilt worden waren.

Die ehemalige Leiter, gab Breuel bekannt, seien aber nicht gekündigt worden, sondern nur ihrer Funktion enthoben. Die neuen Chefs sollten alsbald entscheiden, was mit ihnen geschehen solle. Derzeit unterstehen den 15 Büros 5.700 zu sanierende, zu privatisierende oder stillzulegende Betriebe. Die Zahl werde sich noch verändern, weil einerseits Betriebe kommunalisiert, andererseits Firmen aus den großen Holdings heraus verselbständigt werden. Die Großbetriebe selbst bleiben weiterhin in der Zuständigkeit der Berliner Zentrale.

Zunächst werden die neuen Chefs — einige von ihnen wissen noch nicht einmal ihre neuen Telefonnummern — ihre Läden reorganisieren und auch entscheiden, was mit dem personellen Unterbau passieren soll. Zunächst bekommen sie Übergangsvollmachten, und bei einer Konferenz der Niederlassungsleiter Ende der kommenden Woche wird dann genau festgelegt, wer welche Vollmachten braucht. Derzeit ist, wie Treuhandsprecher Schöde sagte, „das Weisungsgefüge auf Null gebracht“.

Jeder Chef nimmt zwei Wirtschaftsprüfer mit, die sich die bisher abgeschlossenen Verträge noch einmal anschauen. Ob die 15 Einrichtungen künftig — nach der Zahl der neuen Bundesländer — auf fünf oder sechs schrumpfen, sei im Augenblick „zweitrangig“ (Breuel).

Pentacon-Sanierung aussichtlos

Für den Kamerahersteller Pentacon in Dresden habe sich auch nach dreimonatiger Prüfung kein überzeugendes Sanierungskonzept finden lassen, gab Treuhand-Sprecher Schöde bekannt. Die Stillegung der Produktion, die in den letzten Tagen bereits durch die Medien gegangen war, sei wegen der überwältigenden Konkurrenz aus Fernost nicht zu umgehen.

Die ,Practika‘ sei „mehr eine Devisenbeschaffungsmaschine als ein Fotoapparat“. Selbst bei drei- bis viertausend Entlassungen hätte sie nicht wirtschaftlich hergestellt werden können. Das Unternehmen sei aber nicht in den Konkurs geschickt worden, weil die Produktion feinmechanischer Geräte mit einer geringen Kernbelegschaft fortgesetzt werden könnte. diba