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Gefangene demonstrieren weiter für Amnestie

Hamburg (dpa/taz) — In den westdeutschen Strafanstalten gärt es weiter. In der Justizvollzugsanstalt (JVA) im bayerischen Bernau am Chiemsee, in der zuerst Strafgefangene eine Amnestie analog jener für Häftlinge aus der einstigen DDR gefordert hatten, verschärften sich die Aktionen wieder: 203 Gefangene weigerten sich nach einem Hofgang, in ihre Zellen zurückzukehren. Erst am späten Donnerstag abend zogen sie sich angesichts eines starken Polizeiaufgebots in die Räume zurück. Indessen griffen die Unruhen auf die baden-württembergischen Gefängnisse in Freiburg und Mannheim über, wo sich am Donnerstag abend rund 100 beziehungsweise 150 Strafgefangene ebenfalls dagegen sperrten, nach einem Hofgang die Zellen wiederaufzusuchen. In der JVA Rheinbach bei Bonn beteiligten sich am Freitag, dem vierten Tag ihres Aufstands, noch 25 Häftlinge an der Besetzung des Gefängnisdaches.

Im schwäbischen Kaisheim machten zahlreiche Gefangene in der Nacht zum Freitag erneut unüberhörbaren Lärm. Erst nach vier Stunden gaben sie gegen zwei Uhr auf. Im oberfränkischen Bayreuth kam das Gedröhne bereits nach einer Stunde gegen Mitternacht zur Ruhe. Die Insassen der JVA Landsberg forderten in einem Schreiben an führende Politiker die Bundesregierung zu einer allgemeinen Amnestie auf. Die meuternden rund 100 von 600 Gefangenen der JVA Freiburg gaben erst auf, als sie einer Pressevertreterin ihre Amnestie-Forderungen vortragen konnten, wie die Anstaltsleitung am Freitag bestätigte. Nach Auskunft des nordrhein-westfälischen Justizministeriums verließen in der Nacht zum Freitag fünf Männer das Dach der Haftanstalt Rheinbach.

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