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Publikumsverarschung

■ Zur dritten „Black-Beat-Night“ am Freitag in der Stadthalle

Exakt ein halbes Jahr nach der zweiten jetzt die dritte „Black- Beat-Night“. In hektischer Eile wird der Boom vermarktet: Von den Sponsoren über die Veranstalter bis hin zum Bonschenverkäufer im Foyer wollen alle schnell noch Fett abschöpfen, solange die Suppe heiß ist. Und Eile ist geboten: Die vergleichsweise mäßig besuchte Neuauflage am Freitag machte klar, daß die Szene angesichts der zu Päckchen verschnürten Exponate aus 20 Jahren schwarzem Pop-Allgemeingut bald müde abwinken wird.

Die hoffentlich letzte Folge der Black-Beat-Night verdeutlichte in seltener Offenheit, wie in der Hoffnung auf eine schnelle Mark ein Konzert zur Publikumsverarschung werden kann, wenn auf ein anständiges Preis-Leistungsverhältnis gepfiffen wird. Allein die Hallenaufteilung: Um genug Menschen im Innenraum zu halten, der „Party“ wegen, versperrte der Vorhang zwei Drittel der Ränge! Wer in den vier Stunden sitzen wollte, mußte sich, sowohl akustisch wie optisch, in unzumutbare Enge drängen.

Die Auftrittszeiten von „Midnight Star“ und der „Gap-Band“ überschritten nur knapp die der Umbaupausen; das unerbittlich aufflackernde Saallicht verbot zudem beiden die vehement geforderten Zugaben. Daß der Sound erheblich mieser war als noch im April, paßt ins Bild. Die Bands boten ihr Standardprogramm, angenehm professionell natürlich (sie können vielleicht noch am wenigsten dafür): „Midnight Star“ mit mäßig durchschlagendem, rapdurchsetztem Techno-Funk; die „Gap-Band“ mit einem bei aller Furiosität unsäglich überzogenen „We love you, Bremen!“-Animationsprogramm; und „Earth, Wind & Fire“? Nunja, die Band gibt's seit 1970, man weiß um die Qualitäten von Maurice White, Philip Bailey und der „Phoenix Horns“: Exakte Timings, viele Hits, viel Bewegung, perfekte Show. Und, man mochte kaum drauf hoffen — eine Zugabe. Ein guter Auftritt, versöhnlich, ein bißchen. Doch man verschone uns mit einer vierten Folge. Rainer Köster

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