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Nach dem Fest banger Blick auf den Alltag

11.Asienspiele in Peking pompös beendet/ Außenpolitische Isolation Chinas aufgeweicht  ■ Aus Peking B. Gregor

Pompös und pathetisch sind die 11. Asienspiele im Pekinger Arbeiterstadion zu Ende gegangen. Nun hat der Alltag die Chinesen wieder. Zurück liegen die hysterische Agitation, die den Bürgern klar machen sollten, wie stolz sie auf Staat und Partei sein können, die zur Organisation eines solch monumentalen Festes in der Lage sind. Allen deutlich war die Botschaft, daß nur der Sozialismus solche Leistungen erbringen kann.

Vorüber sind auch die fröhlichen Tage für die Parteiführer, die sich aus der nach dem Tianmen-Massaker entstandenen außenpolitischen Isolation befreien und zahlreichen Staatsmännern die Hand schütteln durften. Die Aufnahme der Beziehungen mit Singapur fiel in die Zeit der Asienspiele, mit Indonesien und Saudi-Arabien wurde das Verhältnis schon vorher normalisiert.

Kaum sind in den Straßen die bunten Fahnen abgehängt, fragen sich die Pekinger, mit welcher Kampagne die Partei nun das Volk überziehen mag. Sie wollen wissen, ob sich nun, da die KP es nicht mehr nötig hat, im Ausland Eindruck zu schinden, das innenpolitische Klima wieder verschärft. Noch immer stehen die Prozesse gegen die vermeintlichen Initiatoren der sogenannten Konterrevolution am 4. Juni vorigen Jahres aus. Gespannt warten die Chinesen zum Beispiel, wie die KP über den Ex-Parteichef Zhao Ziyang entscheidet.

Es scheint allerdings, als ob Zhao mit nicht mehr als einer milden Parteistrafe davonkommt. Beschlossen werden müßte seine Zukunft Ende Oktober. Dann findet das ZK-Plenum statt, das sich vor allem mit dem nächsten Fünf-Jahres- Plan befassen und somit die künftige Wirtschaftspolitik bestimmen soll. Der Weg wird immer noch von den alten Männern der KP bestimmt, die derzeit offensichtlich gespalten sind. Deng Xiaoping will die von ihm initiierte Reformpolitik retten, der Chef der ZK-Beraterkomission Chen Yun hält an der Kommandowirtschaft fest.

Im Vorfeld des Plenums haben Wissenschaftler und Praktiker ganz im Sinne des verfehmten Zhao die Preis- und Betriebsreform angemahnt, die Ministerpräsident Li Peng verschoben hatte, um die Wirtschaft zu konsolidieren. Dies tat er so gründlich, daß zwar die Inflationbeeindruckend schnell eingedämmt wurde. Damit fielen aber auch die Produktionszahlen. Wegen der Politik des knappen Geldes mangelt es vielen Betrieben nun an Aufträgen, die Bilanzen sehen katastrophal aus. Viele Arbeiter sind, wenn auch noch nicht entlassen, de facto beschäftigungslos. In Peking wird befürchtet, daß die Regierung die Preise für rund 20 Produkte erhöhen will, um der Staatskasse und den Betrieben mehr Liquidität zu verschaffen.

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