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Big Mac auf dem Porzellanteller?

Schweden: Kein Einweg-Geschirr, fordert die Gemeinde Mölndal von McDonald's  ■ Aus Göteborg Reinhard Wolff

Es sei das erste Mal, daß sie von einer solchen Bedingung höre, behauptet Anne Walycek von der McDonald's- Zentrale in Oakbrook. Und sie könne sich auch nicht vorstellen, daß dies internationale Folgen haben könne. Jedenfalls werde man erst einmal mit den schwedischen Geschäftspartnern beraten. Was in Oakbrook noch nicht so ganz angekommen zu sein scheint, schlägt in schwedischen Hamburgerkreisen Wellen: Eine Betriebsgenehmigung gibt es nur dann für ein neues Hamburger-Restaurant, wenn keinerlei Einmal-Geschirr verwendet wird. So lautet die ebenso klare wie revolutionäre Bedingung der Kommunalverwaltung von Mölndal bei Göteborg.

„So können wir nicht arbeiten“, meint Paul Lederhausen, Chef des schwedischen McDonald's-Ablegers: „Wir können keinen Schnellimbiß mit Geschirrspülmaschinen betreiben. Bei uns wird ganz einfach nicht mit Messer und Gabel gegessen.“ Wenn sich aber die westschwedische Gemeinde durchsetzt und gar Nachahmerinnen findet, dürfte die angeblich unumstößliche Geschäftsphilosophie von McDonald's schnell ins Wanken kommen. Grund für den Gemeindebeschluß von Mölndal: Die bekannten Müllberge im Gefolge der Hamburger-Buden. Bei einem Restaurant mit fünf Millionen DM Jahresumsatz sind dies etwa 40.000 Kilo, in ganz Schweden fast 2.000 Tonnen. Das von McDonald's propagierte „Wiederverwendungssystem“ sei bei weitem nicht effektiv genug und erfasse nur 20 Prozent des Abfalls, sagen die schwedischen Gemeindevollmächtigen. Deshalb Porzellanteller anstelle von Pappe und Cola aus dem Trinkglas — oder die Eröffnungsfeier am 29.November kann gestrichen werden.

Letzte Meldung: Die Stadtverwaltung von Kalmar folgte zwischenzeitlich dem Beispiel Mölndals. Und in fünf weiteren schwedischen Städten wurde das Thema auf die Tagesordnungen der Gemeindevertretungen gesetzt.

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