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Neues Material zum Fall Aldo Moro gefunden?

Rom (taz) — Merkwürdiger Zufall: Just am Tag, an dem, trotz heftiger Polemik, die beiden Ex-Rotbrigadisten Adriana Faranda und Valerio Morrucci und das Zuchthaus Rebibbia in Rom zur Aufnahme ihrer Tagesarbeit verlassen durften, ist die Polizei auf angeblich bisher unbekanntes Material aus der Zeit der Entführung des ehemaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro (März bis April 1978) gestoßen. Beim Niederlegen einer Zwischenwand in einer schon 1980 entdeckten Wohnung in der Via Montenevoso in Mailand sollen Waffen, Dokumente sowie eine Reihe von Briefen aus der Hand des seinerzeit 55 Tage lang von den Roten Brigaden gefangen gehaltenen und danach ermordeten Moro zum Vorschein gekommen sein. Tatsächlich hatten vor Gericht Mitglieder des „Bewaffneten Kampfes“ immer wieder behauptet, in der Wohnung sei wesentlich mehr Material versteckt gewesen, als die Polizei bekanntgegeben habe, so etwa auch eine Kopie der „Verhöre“ Moros durch den Brigadistenführer Moretti. In den Verdacht der Beweisunterdrückung war seinerzeit unter anderem der — 1982 dann von der Mafia ermordete — Oberfahnder General Carlo Alberto dalla Chiesa geraten. Der „Zufall“ der nunmehrigen „Ausgrabung“ der Dokumente könnte, nach bewährtem Muster in Italien, allerdings auch eine von interessierten Gruppen lancierte „Botschaft“ sein — und die könnte sich nur gegen Regierungschef Andreotti oder Staatspräsident Cossiga richten, die von derlei Enthüllungen möglicherweise einiges zu fürchten haben: Cossiga war seinerzeit Innenminister und kann bis heute noch nicht erklären, warum seine Ermittler wichtigen Spuren nicht nachgingen; und Andreotti, auch seinerzeit gerade Ministerpräsident, hängt noch heute der Ruf an, er habe alles getan, um eine Befreiung seines allenthalben beliebten Parteikollegen zu verhindern. Werner Raith

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