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Niemand ist da

■ Aufruf zur Ausländerfreundlichkeit

3. Oktober 1990. Niemand ist da, der für die Machtlosen ein Machtwort sprechen kann. Und die Medienlandschaftsgestalter sind in höchster Bereitschaft, die goldenen Worte der Politiker festzuhalten und zu verbreiten. Niemand ist hier, niemand hat Zeit und findet, daß es von besonderem Interesse ist, was sich hier abspielt. Kein Mächtiger kann für Ferdi, ein Kind der Roma-Familie, ein Machtwort sprechen, damit es bei uns leben kann.

Während wir in der Finkenstr. 38 in der Stube der zu Vertreibenden sitzen und auf den Mann warten, der die Familie verladen und nach Hamburg zum Flughafen bringen soll (ein sehr freundlicher Mann, der nur seine Pflicht tut, wie sich herausstellt), während uns nichts bleibt als Scham, da beginnt Ferdi ein Spiel: das Spiel des Schenkens. Aus einer imaginären Schachtel holt er mit seinen kleinen Fingern imaginäre Bonbons und verteilt sie an uns. Und wir alle, die da sitzen, halten ihm die Hand entgegen, um uns beschenken zu lassen, und er läßt nicht einen aus bei seiner Verteilung der Süßigkeiten.

Ich bitte Menschen, die sich für Ausländerfreundlichkeit entscheiden wollen, mit mir Verbindung aufzunehmen. Ich habe die Anschrift der Roma-Familie.

Ernestine Zielke, Tel. 0421 / 219649

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