: Weitere Rüstungsgehilfen Iraks
■ Zwei Stuttgarter Unternehmen sollen dem Irak laut Südwestfunk eine Waffenfabrik geliefert haben
Baden-Baden (taz) — Die Endlos- Liste deutscher Technologie-Söldner im Dienste des Irak muß um zwei weitere Firmennamen verlängert werden: Die beiden Stuttgarter Unternehmen TS Engineering und Hahn & Kolb Engineering, so berichtete der Südwestfunk am Mittwoch, haben die Waffenfabrik „Hutteen“ bei Iskandariija, westlich von Bagdad, mit Spezialmaschinen und Präzisionswerkzeugen ausgerüstet. Von 1988 bis 1990, so die SWF-Rechercheure, hat die Exportfirma TS Engineering Geräte zur Automatisierung der Munitions-Fabrikation dorthin geliefert. Gußformen für die Herstellung von Granaten — Fachjargon: „Einwegmaterialien“ — seien beispielsweise über die französische Firma ITR S. A. in Ecordal in den Irak gelangt. Für ein vom irakischen Rüstungskonzern Al-Kadesiah entwickeltes Maschinengewehr lieferte TS Ende 1989 Spezialteile, die eine Werkzeugfabrik bei München hergestellt hatte. Noch im Februar dieses Jahres schickte die Bielefelder Firma Gildemeister-Projecta im Auftrag der Stuttgarter Schieber elektronische Meßgeräte an „Hutteen“, die für das automatische Vermessen von Granathülsen verwendet werden können. Gegen die Firma Gildemeister-Projecta wird seit über einem Jahr wegen ihrer Tätigkeit für ein anderes irakisches Rüstungsprojekt ermittelt: das zentrale Raketen- und Chemiewaffen- Forschungszentrum in Mosul. Auch die „Hutteen“-Fabrik soll Gildemeister mit gebaut und eingerichtet haben.
Seit wenigen Wochen läuft auch ein Ermittlungsverfahren gegen die TS; am 25. September waren die Geschäftsräume der Firma im Stuttgarter Stadtteil Degerloch von Zollfahndern durchsucht worden. Schwäbische High Tech-Spezialitäten soll auch ein anderes Stuttgarter Unternehmen zur Waffenschmiede „Hutteen“ beigesteuert haben: die Hahn & Kolb Engineering, eine Tochterfirma des renommierten Maschinenbauers Hahn & Kolb. Nach Aussagen ehemaliger Mitarbeiter habe Hahn & Kolb während des Golfkrieges eine Anlage zur Granatenherstellung in den Irak geschleust.
6INLANDDONNERSTAG, 18.10.90
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