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EUROTAZ - diese Woche zusammengestellt von taz-Brüssel

■ Thema: Mobiles Europa

Daß die Menschen in Ost- und Mitteleuropa jetzt nachholen, was im Westen schon lange die Norm ist, müsse man als „Gegebenheit akzeptieren“, sagt der Ostberliner ADAC-Chef Dietmar Krausch: „Man kann die Leute nicht dazu zwingen, bewußt zu sein.“

Wie weit der Wahnsinn ostwestlicher Mobilitätssucht schon fortgeschritten ist, belegen Prognosen für die Zeit bis zur Jahrtausendwende: Im Bereich der EG drei Millionen mehr Autos pro Jahr, Zuwachsraten im Lastwagenverkehr um 30 bis 50 Prozent und im Flugverkehr um 100 Prozent lassen angesichts der schon bestehenden Umweltzerstörung nur die Diagnose zu, daß es sich hier um einen „bewußten“ Akt langsamen Massen(selbst)- mordes handelt.

Mit Unterstützung der EG- Binnenmarktfetischisten vergiftet die motorisierte Minderheit nicht nur sich selbst, sondern auch die nicht-autofahrende Mehrheit. Protesten an den Nadelöhren der europäischen Verkehrsadern Österreich und Schweiz wird mit dem Druckmittel der in Aussicht gestellten EG- Mitgliedschaft begegnet. Selbst zaghafte Versuche in der EG- Zentrale, Teile des Verkehrs auf die Schiene zu verlegen, werden unterdrückt. Schließlich gefährden sie die Pläne der Verkehrsindustrie, am Ausbau der europäischen Autobahn-, Hochgeschwindigkeitsbahn- und Flugverkehrsnetze zu verdienen. Unterstützung findet die Industrielobby bei den Truckern. Wenn es bei der Mobilmachung für Europa 2000 nicht nach dem Willen dieser mächtigen Zunft geht, legen sie kurzerhand das gesamte Versorgungssystem lahm. Gegenwehr gibt es kaum: Denn die Umweltgruppen sind nach eigenen Angaben kompromittiert, „weil inzwischen alle Umweltschützer Autos haben.“

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