piwik no script img

Protest nach Atomtest auf Nowaja Semlja

Oslo/Berlin (taz) — Auf scharfen Protest ist der jüngste sowjetische Atombombentest am Mittwochnachmittag auf der Nordmeer-Insel Nowaja-Semlja gestoßen. Der Ministerpräsident des nur wenige hundert Kilometer entfernt liegenden Norwegens, Syse, sprach von einer „schweren Belastung der norwegisch-sowjetischen Beziehungen“. Die Meldungen über den Atomtest erreichten Oslo, als sich Syse gerade auf einer Pressekonferenz gegen die von Moskau geplanten Tests aussprach. Nur wenige Stunden zuvor hatte die Regierung eine Ankündigung des sowjetischen Ministerpräsidenten Ryschkow über einen Atombombentest „in den nächsten Tagen“ erhalten. Syse kündigte an, daß Norwegen die Frage der Atombombentests der zur Zeit in New York tagenden UNO-Vollversammlung vorlegen werde.

Mitglieder der Umweltgruppe „Stoppt die Todeswolken aus der UdSSR“ ketteten sich gestern morgen an der norwegisch-sowjetischen Grenzstation Storskog fest und blockierten den Übergang. In Norwegen werden nun Protestaktionen anläßlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an Gorbatschow am 10.Dezember in Moskau diskutiert. Vor der sowjetischen Botschaft in Oslo fand gestern eine Demonstration statt. Auch das norwegische Parlament hat auf seiner gestrigen Sitzung in einer gemeinsamen Erklärung den Test verurteilt. Nach bislang unbestätigten Berichten kam es am Donnerstagmorgen auch zu Protestdemonstrationen im sowjetischen Murmansk.

Die deutsche Sektion der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) erklärte, Gorbatschow habe offenbar „keinen Einfluß auf im Kalten Krieg liebgewonnene“ und nach wie vor „auch in der Sowjetunion tief im militärischen Denken verwurzelte Gewohnheiten“. Noch am 18. Oktober hatte Gorbatschow an die IPPNW geschrieben, die UdSSR werde — wie bereits seit dem 19. Oktober 1989 — auch künftig keine Tests mehr durchführen, falls sich die USA einem Moratorium anschlössen. Reinhard Wolff/azu

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen