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100 Millionen DM für Ost-Berlin

■ Westberliner Wohnungsbaukreditanstalt stellt Kredite für den Osten zur Verfügung/ 70.000 marode Ostwohnungen/ Bis zu 900 Millionen DM pro Jahr sind zur Renovierung nötig

Ost-Berlin. Kredite in Höhe von 100 Millionen DM sollen ab sofort in die Ostberliner Altbausubstanz fließen. Dies erklärte Bausenator Nagel (SPD) gestern vor der Presse. Jeder Ostberliner Hauseigentümer kann damit pro Wohnung bis zu 30.000 DM aufnehmen. Das Geld stammt aus Gewinnen der Westberliner landeseigenen Wohnungsbaukreditanstalt. Diese Kredite sind in den ersten drei Jahren zins- und tilgungsfrei — danach bleiben sie weitere sechs Jahre zinsverbilligt. Somit können diese Investitionen erst nach drei Jahren auf die Mieten umgelegt werden, erklärte Nagel. Bis dahin gebe es in der ehemaligen DDR sowieso »ganz andere Mieten«, dann sei die Bundesregierung gefordert, regulierend einzugreifen.

Der Bedarf im maroden Ostteil der Stadt ist immens: Von den 110.000 sanierungsbedürftigen Altbauwohnungen liegen 70.000 im Osten. Als erste Maßnahme hat der Magistrat deshalb 58 Gebiete als mögliche Sanierungsgebiete ausgewiesen. Im Westen sind nur je 10.000 Wohnungen in den Innenstadtbezirken Kreuzberg, Neukölln, Tiergarten und Wedding sanierungswürdig. Von den knapp 200.000 Berliner Wohnungen aus den zwanziger und dreißiger Jahren, die auch nicht mehr so ganz in Schuß sind, liegt ebenfalls ein Gutteil in Ost-Berlin. Diese sollten den Genossenschaften zurückgegeben haben, denen sie vor 1945 gehört hatten, meinte Nagel.

Den Instandsetzungsbedarf Ost- Berlins bezifferte Nagel auf 800 bis 900 Millionen DM pro Jahr. Dieses Geld könne nicht alleine aus dem Berliner Haushalt kommen. Da sei der Bund gefordert. Eine Umverteilung der Mittel für die Stadterneuerung zu Lasten West-Berlins werde es nicht geben. Jedoch werde der Anteil an Sanierungsgeldern für den Westteil proportional sinken, meinte Nagel. Deshalb will er die Sanierung künftig auf die City begrenzen.

Die Kreditprogramme der Bundesregierung — 10 Milliarden DM für die ganze Ex-DDR — würden kaum in Anspruch genommen, weil die Eigentümer nicht wüßten, wie sich das auf die Miete auswirke, kritisierte Nagel. Zudem wisse man oft nicht, wem die Häuser wirklich gehörten. Dem Magistrat liegen derzeit Anträge auf Rückübertragung von etwa 200.000 Wohnungen an ehemalige private Eigentümer vor. Das ist ein Drittel des Ostberliner Bestands. esch

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