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UNTERM STRICH

Das im Juli mit 450.000 in Italien gestartete Buch „Insciallah“ der italienischen Starjournalistin Oriana Fallaci soll verfilmt werden. Ihr Landsmann Franco Cristaldi, Regisseur und Produzent, hat die Filmrechte für Kino und Fernsehen erworben. „Ich bin sicher, daß das Buch und der Film ein Ereignis von weltweiter Resonanz sein werden“, sagte Cristaldi, der auch Koproduzent der Eco-Verfilmung „Der Name der Rose“ war. Fallacis Roman handelt vom Bürgerkrieg im Libanon.

Vom 7. bis 11. November findet das 4. Filmfest Braunschweig statt. Es gibt mindestens zwei deutsche Premieren, Marion Hänsels „Il Maestro“ und Robert M. Youngs „Triumph of the Spirit“. Außerdem werden Filme von Per Ahlin, Paul Carpita, Damian Harris, Whit Stillman und anderen gezeigt. Als neue deutsche Filme werden Arbeiten von Jan Schütte und Lars Becker aufgeführt. Mehrere Stummfilme werden mit Live-Musik gezeigt, zu diesem Zweck reist unter anderm Oskar Sala an, der Erfinder des Mixtur-Trautoniums und Komponist von Hitchcocks „Vögeln“. Höhepunkt ist die Peter-Brook-Werkschau.

Brook reist selbst an und wird auf den parallell stattfindenen Braunschweiger Theaterformen 90 seine aufsehenerregende Pariser Sturm-Inszenierung vorstellen. Auch Peter Stein, das Marjanishvily State Academic Theatre aus Tiflis und das Cameri Theatre of Tel Aviv kommen mit Shakespeare-Inszenierungen nach Braunschweig. Im Rahmenprogramm ist ein Gespräch zwischen Peter Brook und Peter Stein vorgesehen, und Will Quadflieg liest Shakespeare-Sonette.

Das Kino der Susan Sontag, heißt eine Filmreihe des Berliner Arsenal-Kinos. Die Essayistin, zur Zeit DAAD-Gast in Berlin, hat selbst vier Filme gedreht, Duett für Kannibalen (1969, heute um 20 Uhr), Brother Carl (2.11., 20 Uhr), Promised Lands (3., 20 Uhr) und Unguided Tour (4., 20 Uhr). Gleichzeitig zeigt das Arsenal bis zum 10. November fünfzehn von Susan Sontag ausgewählte Filme. Sontag schreibt: „Meine Idee ist die, daß ohne eine fortlaufende und immer wieder erneuerte Begegnung mit den bewegendsten, kühnsten und eigenwilligsten Werken, die auf Zelluloid gebracht wurden, die wirlichen Entdeckungen und Leistungen dieser Kunst zwangsläufig unterschätzt werden, zu wenig Gefallen finden oder nur als isolierte Versuche begriffen werden. In diesem Sinne entwickelt solch ein hingebungsvoller Kinobesuch (und eine dementsprechende Programmarbeit) Grundlagen und hindert einen daran, Filme auf eine einzige Idee des Kinos zu reduzieren (zum Beispiel die einer linearen Erzählung), ermöglicht auch, Gefallen an Filmen zu finden, die schwierig sind und Erwartungen verletzten. So ist es zumindest für mich gewesen. Es gibt bestimmte Filme von Eisenstein, Stroheim, Ozu, Renoir, Bresson, Rossellini, Godard, Resnais, Pasolini, Tarkowskij, Zanussi, Fassbinder, Syberberg, Oshima, Imamura — neben anderen —, die den meditativen Hintergrund meiner Betrachtungsweise von Filmen ausmachen, meiner fortdauernden Hinneigung zum Kino und meiner Hoffnung, etwas Wunderbares, Begeisterndes oder Tiefgehendes zu entdecken, wenn ich ins Kino gehe.“

Vom 5. bis 12. Dezember findet 7. Kasseler Dokumentarfilmfest statt. Gezeigt werden 60 Filme und rund 100 dokumentarische Videos. Schwerpunkt, wie gehabt, wird deutsch-deutsches. Den Auftakt bilden Helke Misselwitz (Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann) und Harun Farocki (Leben-BRD). Auf dem Programm stehen außerdem Streng vertraulich oder Die Innere Verfassung), Ralf Marschalleks DEFA-Film über die Stasi, Rober Kramers Route One/USA und Hartmut Bitomskys VW-Komplex). Zum Abschluß des Filmfests wird im Filmladen das Pariser Grand Café des Jahres 1896 entstehen. Dr. Paul Génard, Zahnarzt und filmbegeisterter Sammler aus Lyon, kommt mit dem Original Lumière Cinematographen No.1 nach Kassel, dem Apparat, der vor 100 Jahren für die erste Kinovorstellung der Brüder Lumière benutzt wurde. Zur Vorführung kommen einige Original-Lumières und ein 45-Minuten- Dokumentarfilm, in dem insgesamt 60 Filme der Brüder vorgestellt werden. Wie das in nur 45 Minuten geschehen soll, ist uns allerdings schleierhaft.Filmladen Kassel e.V., Goethestr. 31, 35 Kassel.

Ein Teil der Filmbestände des ehemaligen Pariser DDR-Kulturinstitutes ist kürzlich dem deutschen Filmklub in Straßburg übergeben worden. Kurz vor dem 3. Oktober wurden 65 ostdeutsche Dokumentar- und Spielfilme dem Filmklub vermacht. Der Rest der ungefähr 150 Farb- und Schwarz-Weiß-Filme sowie unzählige Bücher gingen an das deutsche Institut der Universität in Nantes. Der Filmklub plant im nächsten Frühjahr eine DEFA-Filmreihe.

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