: Eigentlich ein einziger Sumpf
■ Der Bremische Deichverband stellt im Rathaus seine Arbeit zur Schau
“Wenn der Wümmedeich nicht gewesen wäre, hätte die große Sturmflut 1981 den Hauptbahnhof, den Bürgerpark, Schwachhausen und Findorff 45 Zentimeter unter Wasser gesetzt.“ Denn Bremen ist nur eine kleine Insel in seinem sumpfigen Umland. Wenn die Holländer vor 900 Jahren nicht gewesen wären, die damals begonnen haben, die Landschaft zu kultivieren (Entwässerungs-Gräben zu ziehen und Deiche zu bauen), dann wäre der Ausstellungstitel des Bremischen Deichverbandes (“900 Jahre nasse Füße“) nicht nur für seine Mitarbeiter, sondern für ganz Bremen traurige Wirklichkeit geworden.
So aber präsentiert der „Deichverband am rechten Weserufer“ den BremerInnen jetzt zwei Wochen lang in der Unteren Rathaushalle, wie die Deiche Bremen jahrhundertelang trocken hielten. Ein Sandkasten hinter Glas im Zentrum der Ausstellung simuliert den Katastrophenfall: den Deichbruch, wenn der Wasserdruck zu groß und der Deich in seiner Standfestigkeit zu sehr zermürbt worden ist. Das von der Oldenburger Uni gebaute Deich- Modell aus Sand demonstriert recht anschaulich, daß der Deich keineswegs von oben wegbricht: Das ständig steigende Wasser durchdringt den Erddamm in sichtbaren Strömungslinien. Damit erklärt sich auch, wie sich das Wasser seinen Weg durch die Schwachstellen des Deiches sucht — wo der Bewuchs fehlt, wo ein Bauwerk den Dammkörper stört, wo Tiere wie der Bisam sich unterirdisch Höhlen und Gänge in den Schutzwall gegraben haben.
Zwischen den Schautafeln zu Geschichte und Funktion von Bremer Deichen ist zum Beispiel auch eine Schilfecke aufgebaut: Mit Kahn und Klutenstock, wie man sich früher durch und über die Kanäle hinweg bewegte. In einer anderen Ecke sind die Bewohner der kanaldurchzogenen Landschaft zwischen den Deichen aufgespießt: Adonislibelle und Feldgrashüpfer, blaugrüne Mosaikjungfer und ein ausgestopftes Bisam-Paar. Eine Diaschau führt nostalgische Impressionen vor, und gleich daneben erklärt der Deichverband seine Organisations- und Mitgliederstruktur: Jeder Bremer Hausbesitzer hat einen entsprechenden Beitrag zu leisten, damit Gezeiten und Sturmfluten dem größtenteils unterhalb des Meeresspiegels liegenden Bremer Land nichts anhaben können.
Seit gut drei Jahren verfolgt der Bremer Deichverband vehement ökologische Ziele. Dem Deichhauptmann Gerold Janssen aber reicht das Erreichte längst noch nicht. Besser als wenig sei gar keine Abwasser-Einleitung in die Verbandsgewässer, betont er, auch wenn die Abwasserbelastung bereits um 40 % gesenkt wurde. ra
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