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SAMSTAG COUCHPOTATO'SCHIPS&TIPSVon Harald Keller

NUMMER SECHS

Ein wahrer Kult umrankt diese legendäre Fernsehserie aus den sechziger Jahren, deren ebenso skurriler wie phantastischer Plot nur in England erdacht werden konnte — unter dem Einfluß halluzinatorischer Drogen, wie manche Couchpotatoes vermuten. Mit der Demission eines bedeutenden britischen Geheimagenten nimmt alles seinen Anfang. Er wird entführt und findet sich in einem seltsamen Dorf wieder, wo er sich zwar frei bewegen, aus dem er aber nicht entweichen kann. Der Sinn des Ganzen: Seine unbekannten Kidnapper möchten an die geheimdienstlichen Informationen heran, die der nunmehr als Nummer Sechs bezeichnete Agent in seinen grauen Zellen verbirgt. Gespielt wird er von Patrick McGoohan, der einst als Darsteller des James Bond im Gespräch war, bevor Sean Connery den Zuschlag erhielt. Warum ein derartiger Klassiker serieller TV-Unterhaltung allerdings zu so unmenschlich früher Stunde gezeigt wird, ist den Fans von Nummer Sechs, zu denen auch ich mich zähle, vollkommen unverständlich. Die Verantwortlichen sollten aufpassen, daß sie sich nicht auch urplötzlich in ein idyllisches Dorf an der englischen Küste verbannt sehen, wo es nur den Ärmel-, aber keinen Kabelkanal zu betrachten gibt.(Pro 7, 7.55 Uhr)

AUF DER SUCHE

NACH PHANTASIEN

Der Filmjournalist Bodo Fründt hat sich hinter den Kulissen der Münchner Bavaria Studios umgetan, als dort der zweite Teil der Unendlichen Geschichte nach Michael Ende gedreht wurde, und seine Erkenntnisse in einem 55-minütigen Dokumentarfilm festgehalten. Vielleicht schürft er ja in den zerklüfteten Stollen der Tiefenpsychologie und erklärt uns Wißbegierigen mit nur mittelreifer Schulbildung, warum ein Autor mit dem Namen „Ende“ eine Unendliche Geschichte schreibt, und wieviele Teile eine Unendliche Geschichte denn überhaupt haben kann...

(ARD, 15.30 Uhr)

DIRTY DANCING

Hatten wir doch neulich erst. Der Kollege Dittmeyer und die leserbriefschreibende „Schmutztanzanhängerin“ Reinsch haben eigentlich alles Nötige zum Thema gesagt. Ich für meinen Teil bin nur mal gespannt, ob nach der Ausstrahlung in den eingemeindeten Ostgebieten auch dort die Tanzschulen vom „Mambo“-Fieber profitieren und Sonderschichten schieben müssen.

(DFF 1, 20.00 Uhr)

SEX UND GELÄCHTER IN

EUROPA: PROFILE DER

FERNSEHUNTERHALTUNG

Au Backe, ein Titel wie aus dem Karteikasten für unveröffentlichte Magisterarbeiten der Stirpe-Ölinger Universitätsbibliothek, Abt. Medienwissenschaften. Ist aber alles halb so wild, denn unter diesem monströsen Motto finden sich Günther Jauch (Schlauberger zwischen Sport und 'Stern‘), Hella von Sinnen (täglich, pardon: tätig zwischen Torten und Torturen), Holm Dressler (Gottschalk-Freund und begeisterter taz- Leser), Gerd Bliersbach und Michael Schmid-Ospach (kenn' ich nicht), um im Rahmen der „2. Marler Tage der Medienkultur“ (auch so ein Brecher) zum Thema „Der Streit um die TV-Unterhaltung“ zu schwadronieren, zu schwafeln und zu sülzen. Aber wir wollen nicht unken, vielleicht kommt ja ausnahmsweise etwas Kluges dabei heraus.

(Eins plus, 16.30 Uhr)

DER TIGER VON NEW YORK

Stanley Kubricks erster Film überhaupt war ein 16minütiger Dokumentarfilm über einen Boxer. Der Tiger von New York, die Originalfassung trägt den Titel Killer's Kiss, ist sein zweiter abendfüllender Spielfilm, den er mitverfaßte, selbst produzierte, fotografierte und montierte. Der Regisseur selbst betrachtet das im Boxermilieu angesiedelte finstere Melodram als eher mißlungen, aber es enthält einige interessante Stilelemente, die sich in den späteren Meisterwerken Kubricks wiederfinden. Die Rolle der Tänzerin Iris besetzte Kubrick mit seiner damaligen Ehefrau, der Balletteuse Ruth Sobotka.(SAT.1, 23.45 Uhr)

UM NEUN UHR

GEHT DIE ERDE UNTER

Die Themen Zeitreisen und Unterwasserwelten ziehen sich wie ein roter Faden durch das Oeuvre des auf Fantasythemen spezialisierten US- amerikanischen Regisseurs Irwin Allen. Für das Fernsehen realisierte er unter anderem die Serie Time Tunnel und den Film The Time Travellers. Bereits 1961 verband er in Unternehmen Feuergürtel das Genre des Katastrophenfilms mit einer phantastischen Unterwasserreise. Wurde dort die Erde von einem Feuergürtel bedroht, so ist es in Um neun Uhr geht die Erde unter ein auf die Erde zurasender Planetoid. Besonders gefährdet ist die Unterwasserstadt „Pacifica“, in der die Goldvorräte der Vereinigten Staaten lagern. Und auf die haben es einige Verbrecher abgesehen, die die Verwirrung der angeordneten Evakuierung für ihre trüben Zwecke ausnutzen wollen. U-Bootkapitän Matthews beherztes Eingreifen aber wendet alles zum Guten. Bemerkenswert an diesem naiven Zukunftsmärchen sind die Spezialeffekte und die unfreiwillig komische, pathosgeschwängerte Hochdramatik, die einst harsche Kritikerworte provozierte und vermutlich dazu beitrug, daß aus dem Film nicht, wie ursprünglich geplant, eine Fernsehserie wurde.

(ZDF, 15.20 Uhr)

TIN MEN — ZWEI HAARSTRÄUBENDE RIVALEN

Dies ist nicht die Fortsetzung von Carlos Sauras Car Men (Automänner), sondern eine in den frühen Sechzigern spielende, nette Handelsvertreterkomödie von Rain Man-Regisseur Barry Levinson mit dem allzeit ausdruckssicheren Richard Dreyfuss und der cholerischen Kanonenkugel Danny de Vito. Die beiden Vertreter für Fassadenverkleidungen aus Aluminium führen einen Kleinkrieg gegeneinander, in dem die Zerstörung des gegnerischen Autos nur eine von vielen Schikanen ist. Zwischen die beiden Kontrahenten gerät Barbara Hershey.(ARD, 20.15 Uhr)

BLINDE DATE —

VERABREDUNG MIT EINER

UNBEKANNTEN

Die große Zahl von Komödien, in denen das minutiös geregelte Leben eines Bilderbuch-Yuppies komplett aus den Fugen gerät, erlaubt schon beinahe, von einem Sub-Genre zu sprechen. Blind Date gehört unbedingt dazu, denn die als Folge einer Alkoholallergie verbal Amok laufende Kim Basinger bringt hier das Leben des ehrgeizigen Angestellten Bruce Willis so gewissenhaft wie unwiderruflich durcheinander, daß aus dem Aufsteiger zwangsläufig ein Aussteiger wird. Ein Stoff wie geschaffen für Komödien-Spezi Blake Edwards, der denn auch eine sehr ordentliche Arbeit ablieferte und Bruce Willis zu Starruhm und Millionengagen verhalf.(Pro 7, 20.10 Uhr)

UNTER DEUTSCHEN

DÄCHERN: BONNOPOLY

Als Jesus verkleidet, wandelte der Passauer Kabarettist Rudolf Klaffenböck einst über das Passionspielfeld Oberammergau, verteilte brav seine Blümchen, und es gelang ihm sogar, dem Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, mittlerweile dem Hl. Gambrinus beigesellt, artig die feiste Patschhand zu schütteln. Die ganze Aktion, festgehalten übrigens in einem ersprießlichen Kurzfilm, gipfelte schließlich in der Festnahme durch die Dorfpolizei, deren Beamte, wie von Achternbusch erdacht, durchs Revier tölpelten. Man darf also einen ganz eigenen Blick über die Dinge erwarten, wenn der hinterfotzige Klaffenböck mit einem Kamerateam den Bundespresseball observiert — observiert und abserviert wird nämlich so einiges, wenn sich 3.000 Gäste einmal jährlich auf Einladung der Presse ein Stelldichein geben; mit dabei natürlich alles, was in Bonn Rang und Damen hat.

(ARD, 22.50 Uhr)

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