: Ruder-Sonne über Ost und West
■ Erfolgreiche deutsch-deutsche Bilanz bei den Ruder-Weltmeisterschaften in Tasmanien
Lake Barrington (dpa) — Mit dem Gewinn von 18 Medaillen krönten die Deutschen aus Ost und West am Wochenende die Finaltage der Ruder-Weltmeisterschaften auf dem Lake Barrington in Tasmanien. Beim letztmaligen Auftritt zweier Mannschaften konnte dabei der Deutsche Rudersport-Verband (DRSV) Ost erwartungsgemäß die bessere Bilanz vorweisen. Seine Aktiven gewannen bei 13 Starts elf Medaillen und die Mannschaftswertung bei Männern und Frauen. Auf den Deutschen Ruder-Verband (DRV) West entfielen fünf Medaillen und zwei weitere in den leichten Klassen. Mit Rang drei bei den Männern und Rang zwei bei den Frauen konnten die letztjährigen Positionen dennoch beträchtlich verbessert werden.
Vier der fünf DRV-Medaillen zogen Boote des Leistungszentrums Dortmund an Land: Gold für den Männer-Achter und Frauen- Zweier, Silber für die Riemenvierer (ebenfalls Männer und Frauen). Dazu holte Weltcup-Siegerin Titie Jordache (Regensburg) im Einer Bronze. Kein Wunder, daß die Bundestrainer Ralf Holtmeyer und Wolfgang Schell mit DRV- Sportdirektor Peter-Michael Kolbe unter dem Beifall der rund 15.000 ZuschauerInnen — insgesamt kamen mehr als 70.000 Ruderfans zur Finalwoche — mit der Sonne um die Wette strahlten.
Der Hattrick des Achters war nur bis zur halben Distanz gefährdet. Dann setzte sich die Crew von Schlagmann Roland Bahr langsam aber sicher von den bis dahin gleichauf liegenden Kanadiern ab. „Wir wußten nach dem Vorlauf, wie wichtig ein guter Start und ein starker Zwischenspurt sein würden. Doch die Kanadier konnten uns nicht mehr folgen, unsere Angst vor dem Start war unbegründet“, kommentierte Holtmeyer den dritten Sieg eines von ihm betreuten Großbootes in Serie nach 1988 in Seoul und 1989 in Bled. Dabei hatte er im Vorjahr sieben und diesmal noch einmal vier Ruderer ausgewechselt. Dennoch blieb auch die neue Crew bei 13 Saisonstarts unbesiegt. Die Plätze in Tasmanien belegten Kanada, der DRSV, Großbritannien, USA und die UdSSR.
„Noch nie habe ich in einer Mannschaft so hart für den Erfolg arbeiten müssen wie diesmal. Deshalb ist Silber für mich besonders wertvoll“, gestand Achter-Olympiasieger Ansgar Wessling (Essen) nach Platz zwei im Vierer mit Steuermann hinter dem Boot aus Potsdam/Dresden. Besonders groß waren die Freudenausbrüche der Mädchen. Stefanie Werremeier/Ingeburg Althoff (Osnabrück/Dortmund) holten im Zweier ohne Steuerfrau den ersten Titel für den DRV seit Einführung der Weltmeisterschaften 1974, und besser als der Vierer ohne mit Platz zwei hinter Rumänien vor dem erstmals bezwungenen Boot aus Berlin-Ost schnitt zuvor noch nie ein WM- Vierer aus der Bundesrepublik ab.
Für den DRSV holten neben dem Vierer mit Steuermann noch die Titelverteidiger Jung/Keller (SC Berlin) im Zweier ohne sowie Birgit Peter (Potsdam), Kathrin Boron/Beate Schramm (Potsdam) und der Doppelvierer aus Berlin/Potsdam Gold. Neun deutsch-deutsche Finalduelle gingen mit 3:2 bei den Frauen und 2:2 bei den Männern mit 5:4 knapp an den DRSV.
Mit dem Ende der Wettkämpfe löste sich die zuvor arg verkrampfte Stimmung unter den Aktiven aus Ost und West merklich. Frauen- Zweier sowie Vierer und Achter der Männer kehrten mit „gemischter“ Besatzung von der Siegerehrung zum Bootssteg zurück. DRV- Mannschaftsleiter und Sportdirektor Peter-Michael Kolbe sieht zwar keine problemlose, aber dennoch eine erfolgreiche künftige Gemeinsamkeit. Und für Ralf Holtmeyer ist klar: „Wir gehen mit doppelter Aktivenzahl und doppelten Mitteln in die Jahresplanung für 1991.“
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