: Israels Polizei tötete Araber im Gazastreifen
Tel Aviv (taz) — Bei schweren Unruhen im israelisch besetzten Gazastreifen wurden am Samstag nach Angaben der UNO-Hilfsorganisation UNRWA fast 260 Araber verletzt und ein 29jähriger Mann getötet. Die israelische Polizei feuerte mit „normalen“ Gewehrkugeln, plastikbelegten Metallkugeln und Gummigeschossen, schlug mit Stöcken und verspritzte von Hubschraubern aus Tränengas.
Zu Auseinandersetzungen war es zunächst in der Ortschaft Beit Hanun nördlich von Gaza gekommen, nachdem die Nachricht vom angeblichen Selbstmord des 36jährigen Attia Abdel Hadi Zanin in einem israelischen Untersuchungsgefängnis bekannt geworden war. Zanin war im Laufe der Intifada zweimal ohne Anklage und Verfahren inhaftiert worden und wurde von den Israelis verdächtigt, in der Volksfront für die Befreiung Palästinas aktiv zu sein. Seine Familie hält einen Suizid für sehr unwahrscheinlich. Zanin sei beim letzten Besuch überzeugt gewesen, freigelassen zu werden oder nach 18tägiger Untersuchungshaft seinen Rechtsanwalt sprechen zu können. Am vergangenen Dienstag waren Familienmitglieder zu einem Besuch in das Untersuchungsgefängnis geladen worden und nach ihrem Gespräch selbst verhört worden.
Es handelt sich um den vierten Fall von „Selbstmord“ in Untersuchungshaft des israelischen Geheimdienstes. Die Advokatenkammer im Gazastreifen verkündete einen dreitägigen Proteststreik unter Hinweis auf den Verdacht, daß der Gefangene durch die Untersuchungsmethoden des ShinBet den Tod fand. Auf Drängen der Advokaten hat sich der Rechtsberater der Besatzungsmacht im Gazastreifen bereit erklärt, mit der Obduktion zu warten, bis ein Vertreter der amerikanischen Vereinigung der Ärzte für Menschenrechte zugegen sei. Bei drei Todesfällen in U-Haft konnte mit Hilfe ausländischer Pathologen festgestellt werden, daß die palästinensischen Gefangenen erdrosselt oder totgeschlagen worden waren und nicht eines natürlichen Todes gestorben sind oder Selbstmord verübt hatten, wie ShinBet behauptete. Amos Wollin
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