Milliardenschwere Polizei

■ Polizeipräsident zieht erste Bilanz über Arbeit mit ehemaligen Vopos

Berlin. Berlins Polizei ist derzeit die reichste der ganzen Welt: In den letzten vier Wochen konnte eine Ermittlergruppe zur Bekämpfung organisierter Wirtschaftskriminaliät 980 Millionen Transferrubel beschlagnahmen und »einfrieren«, berichtete Vizepolizeipräsident Dieter Schenk gestern auf der monatlichen Pressekonferenz der Polizei.

Polizeipräsident Schertz resümierte über das Zusammenwachsen beider Berliner Polizeien seit dem 1. Oktober. Im Westteil arbeiten jetzt 9.300 West- mit 3.700 Ostpolizisten zusammen, im Ostteil 2.300 Westpolizisten mit 5.400 ehemaligen Volkspolizisten. Schertz zeigte sich überrascht, wie unproblematisch Westberliner die neuen »Freunde und Helfer« in der Uniform der Volkspolizei akzeptierten.

Über den ersten Monat berichtete Polizeipräsident Schertz:

650 Schutzmänner Ost tragen bereits Westtextilien. Für weitere 1.000 Ex-Vopos sind neue Uniformen unterwegs.

Die ersten Ex-Vopos haben ihre Grundausbildung hinter sich und werden ab kommenden Monat bei Ordnungswidrigkeiten Verwarnungen aussprechen und Verwarnungsgelder kassieren dürfen.

Richtige Bullen werden sie erst 1992 sein. Nach einer Sonderausbildung werden sie wie ihre Westberliner Vorbilder zu »Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft« ernannt. Bis dahin dürfen die Ex-Vopos weder verdächtige Personen noch Wohnungen durchsuchen.

Über 1.200 Ordnungshüter Ost haben bereits einen Berechtigungsschein erworben und dürfen am Steuer eines Peterwagens sitzen.

Von den 1.000 vom DDR-Innenministerium übernommenen Fahrzeugen sollen alle 140 Trabis aus Sicherheitsgründen nach Ungarn abgeschoben werden.

Geschwindigkeitskontrollen von 3.600 Fahrzeugen (Prenzlauer Berg) beweisen: Ossis sind schneller als Wessis. 90 Prozent der »Tempoterroristen« kamen aus Ost-Berlin oder der DDR.

Der Autoklau ist um ein Viertel zurückgegangen, dafür soll aber der Diebstahl von Krads um das Dreifache gestiegen sein.

Westtelefonnummer für vergewaltigte Frauen

Zusammen mit anderen Dienststellen der ehemaligen Westberliner Polizei ist auch das Kommissariat für Vergewaltigungen und sexuellen Mißbrauch in das ehemalige Polizeipräsidium Ost umgezogen. Betroffene können die Dienststelle ab sofort unter der Westberliner Telefonnummer 699-34451 oder der Ostberliner 247-0 (Zentrale) erreichen. Damit reagierte die Polizei auf Kritik Westberliner Frauen, die die Dienststelle seit ihrer Verlegung nur noch schwer erreichen konnten. diak