: 60 Jahre und kein Ende
■ Dr. Dieter Klink, dienstältester Landtagspräsident
Ämter-Rotation hin, der Charme einer Rita Süßmuth her: Wenn der vergleichsweise unauffällige Bremer Bürgerschaftspräsident Dieter Klink am Sonntag seinen 60. Geburtstag feiert, kann er eine ungebrochene Zwischen-Bilanz ziehen: über die Hälfte seines Lebens hat er dann bereits schon im Bremer Landesparlament verbracht. Davon 19 auf dem Präsidentensessel. Und es sollen noch mehr als diese 31 Parlamentsjahre werden. Nicht umsonst hat Klink an den Wänden seines Amtszimmers ein Portraitfoto des Ex-Parlamentspräsidenten August Hagedorn hängen. Und auf dieses Foto deutet Klink bei Nachfragen gerne mit den Worten: „Der war 75 als er aufgehört hat“ (siehe Foto). Unnötig fast, wenn Klink betont: „Ich habe mir keine Altersgrenze gesetzt.“
Wird ihm der Job auf die Dauer nicht langweilig? „Ich kann Ihren Eindruck nachvollziehen“, sagt da Dr. Dieter Klink, „daß das nicht so spritzig wirkt.“ Doch „langweilig“ sei das keinesfalls: „Die parlamentarische Arbeit ist immer für eine Überraschung gut. Das Spontane macht es reizvoll.“ Der Eindruck, daß Dr. Dieter Klink das Spontane liebt, ist für Dritte jedoch schwer nachzuvollziehen: Wie war das doch gleich, als er sofort die Polizei rief, weil 500 SchülerInnen vor die Bürgerschaft zogen und politische Anworten auf den Rechtsextremismus anmahnten? Nein, das spontane Stören des ordnungsgemäßen Ablaufs, das habe er nicht gemeint. „Dann muß ich sagen: Raus.“
Was würde er heute anders machen? „Beim Lernprozeß mit den Grünen, da hab' ich mich schon schwer getan. Die waren auf einem völlig anderen Dampfer. Zum Beispiel wollten die ganz links außen sitzen und nicht auf dem Platz, den wir ihnen gegeben haben. — Das haben wir damals wohl alle zu ernst genommen.“
Findet er es im nachhinein nicht ebenfalls engstirnig, daß er zwar Fotoausstellungen über Israel, nicht aber die Gemäldeausstellung eines palästinensischen Malers in der Bürgerschaft gestattete? „Da hatte ich einen Vorstandsbeschluß“, rechtfertigt er sich sofort. Um dann hinzuzufügen: „Vielleicht ist das auch schlecht gelaufen.“ Auch keine seiner Sternstunden: Als er öffentlich bekannte Polizei-Dienstvorschriften als „geheim“ im Protokoll des Untersuchungsausschusses „Geiseldrama“ schwärzte.
Viel lieber denkt Klink daher an den Tag zurück, den er als seine „Sternstunde“ betrachtet: „Als Gustav Heinemann sich als Bundespräsident verabschiedete und als Ort die Bremische Bürgerschaft wählte. Das war eine Auszeichnung.“ B.D
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