: Italienischer General: „Gladio“ gegen PCI aktiv
Rom/Bonn (ap/dpa) — Ein Teil der geheimen Nato-Gruppe „Gladio“ wollte Anfang der siebziger Jahre in Italien einen „Guerillakrieg“ gegen die Kommunistische Partei entfachen. Das erklärte der Geheimdienstgeneral Gerardo Serravalle vor einem römischen Parlamentsausschuß. Deshalb sei 1972 die Entscheidung getroffen worden, die Gruppe zu entwaffnen. „Die Dinge drohten, aus der Hand zu gleiten“, sagte Serravalle, der zwischen 1971 und 1974 Chef der italienischen „Gladio“-Gruppe war. Etwa die Hälfte der rund 600 Angehörigen der 1956 geschaffenen Gruppe habe mit Gewalt vorgehen wollen.
Der SPD-Rechtsexperte Alfred Emmerlich forderte unterdessen die Einberufung eines Geheimdienstbeauftragten des Bundestags mit umfassenden Vollmachten — nach dem Vorbild des Datenschutzbeauftragten —, weil nicht einmal die hinter verschlossenen Türen tagende Parlamentarische Kontrollkommission über „Gladio“ informiert gewesen sei. Eine solche Unterrichtung ist für Donnerstag angesetzt. Auch in der neutralen Schweiz sollen private Kontakte zu „Gladio“ gepflegt worden sein. Der schweizerische Rundfunk DRS berichtete am Dienstag unter Berufung auf ein früheres Mitglied der Geheimtruppe, bei den „Gladio“-Übungen seien auch regelmäßig zwei bis drei Plätze für die Schweizer offengehalten worden. Nach Informationen des 'Stern‘ soll eine 1976 verhaftete Sekretärin des Bundesnachrichtendienstes (BND) Geheimdienste in Staaten des Warschauer Pakts über die Tätigkeit von „Gladio“ in der Bundesrepublik informiert haben. Die Spionin arbeitete laut 'Stern‘ beim BND in Pullach. In den sechs Jahren ihrer Spionagetätigkeit habe sie die Orte im Saarland und in Nordfrankreich preisgegeben, in die der BND bei einem Angriff des Warschauer Paktes ausgelagert werden sollte. Geheimdienstexperten vermuteten, daß sie auch Einzelheiten über „Stay Behind“ verraten habe, das im Kriegsfall von einem Sender in Großbritannien geführt werden sollte.
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